Angst ist eine Basisemotion. Und obwohl jeder Mensch sie in seinem Leben hin und wieder spüren wird, spricht die Pferdewelt eher ungern darüber. Doch wie geht man mit Ängsten nach Stürzen und diffuse Ängsten um? Woher kommen diese und wie können wir ihnen begegnen? Und wie können wir sie bei unseren Pferden erkennen und diese unterstützen? Im Podcast berichten Carina und ich auch über unsere eigenen Erfahrungen mit Ängsten im Bezug auf Pferde.
Per Definition gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen Angst und Furcht. Angst ist eine allgemeine Reaktion auf Unsicherheit oder potenzielle Gefahren, während Furcht eine spezifische Reaktion auf eine konkrete Bedrohung ist. Umgangssprachlich wird jedoch häufig Angst verwendet, auch wenn Furcht der korrekte Ausdruck wäre, daher beschränkt sich auch dieser Blogpost auf den Begriff Angst.
In der Pferdewelt wird häufig nicht über Ängste gesprochen, doch es ist wichtig genau das zu tun um diese zu normalisieren und Lösungen zu finden. Denn Angst ist ein Schutzmechanismus und macht uns achtsamer, aufmerksamer und reaktionsschneller. Genauso unterschiedlich wie die Gründe für Angst sind jedoch auch die Lösungen: Angst im Umgang mit dem Pferd verändert sich häufig je nach Alter. Bei Kindern ist es einerseits oft so, dass sie deutlich unbedachter sind, deutlich unvoreingenommener und eben nicht so viel Angst haben. Und bei anderen Kindern wiederum ist der der Respekt, vielleicht auch Angst vor diesem großen Tier Pferd natürlich noch viel größer als bei Erwachsenen, einfach weil natürlich auch die Größenverhältnisse noch deutlicher sind. Meiner Erfahrung nach ist die überwiegende Mehrheit ist tatsächlich deutlich unbekümmerter, aber je älter die Menschen werden, desto unsicherer werden sie tendenziell. Professionelle Hilfe durch Pferdetrainer*innen, Coaching, Psychotherapie und Atemübungen können helfen um Angst zu bewältigen und Selbstvertrauen aufzubauen.
Was sich sowohl für ängstliche Menschen als auch ängstliche Pferde sagen lässt: Durch eine einfühlsame Herangehensweise und gezielte Maßnahmen kann das Vertrauen gestärkt und seine Ängste überwunden werden. Jedes Pferd und jeder Mensch reagiert individuell auf unterschiedliche Methoden, daher ist es wichtig, verschiedene Ansätze auszuprobieren, um herauszufinden, was am besten funktioniert. Kleinschrittiges Vorgehen ist aber in jedem Fall Grundvorraussetzung. Außerdem hat die Körpersprache einen großen Einfluss im Umgang mit ängstlichen Pferden. Unsicherheit und Ängstlichkeit können sich auf das Pferd übertragen und die Situation verschärfen. Daher ist es entscheidend, sich bewusst zu werden, wie man sich dem Pferd gegenüber verhält und welche Signale man aussendet. Durch Trainingseinheiten zur Verbesserung der Körperbeherrschung und Selbstsicherheit kann das Vertrauen zwischen Mensch und Pferd gestärkt werden. Positive Verstärkung durch Lob, Clickertraining oder andere Methoden kann ängstlichen Pferden Sicherheit vermitteln und ihr Selbstbewusstsein stärken.
Die Umgebung und die Lebensbedingungen des Pferdes spielen ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Bewältigung von Ängsten. Ein ruhiger Stall, eine passende Herdengemeinschaft und eine angemessene Haltung können dazu beitragen, dass sich das Pferd wohlfühlt und Vertrauen aufbauen kann. Es ist von großer Bedeutung, die individuellen Bedürfnisse des Pferdes zu erkennen und eine Umgebung zu schaffen, in der es sich sicher und geborgen fühlt. Durch einfühlsames Training und gezielte Maßnahmen können Ängste reduziert und das Wohlbefinden des Pferdes nachhaltig verbessert werden.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der Umgang mit ängstlichen Pferden eine individuelle und einfühlsame Aufgabe ist, die Geduld und Verständnis erfordert. Es ist wichtig, sich aktiv mit den Ängsten des Pferdes auseinanderzusetzen und verschiedene Strategien auszuprobieren, um das Vertrauen des Pferdes zu gewinnen. Durch eine respektvolle Begleitung und professionelle Unterstützung kann das Pferd auf dem Weg aus der Angst heraus unterstützt werden und eine vertrauensvolle Beziehung aufgebaut werden.