#06 Verantwortung mit Pferden

In der Welt der Pferdehaltung und des Pferdetrainings spielt das Thema Verantwortung eine zentrale Rolle. Dieser Aspekt kann sowohl erfüllend als auch belastend sein und erfordert ein hohes Maß an Engagement und Wissen. In dieser Podcastfolge geben wir ehrliche Einblicke in die verschiedenen Facetten der Verantwortung, die von Pferdebesitzer*innen, Reitbeteiligungen und Trainer*innen getragen wird.

Es ist wichtig, sich der eigenen Verpflichtungen bewusst zu sein. Jeder Mensch, der ein Pferd besitzt oder mit Pferden arbeitet, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er nicht nur für das Wohlergehen des Tieres verantwortlich ist, sondern auch für die eigene physische und psychische Gesundheit. Diese hohe Verantwortung kann oft zu einem Balanceakt werden, der nicht immer leicht zu meistern ist und nicht jeder Person bewusst ist.

Unsere persönlichen Erfahrungen

Carina teilt ihre persönlichen Erfahrungen als junge Pferdebesitzerin. Sie reflektiert über die Herausforderungen und den Druck, den sie empfand, als sie mit 13 Jahren ihr erstes eigenes Pferd bekam. Diese frühen Erfahrungen haben ihr Verantwortungsbewusstsein geprägt und ihr gezeigt, wie wichtig es ist, sich kontinuierlich weiterzubilden und Hilfe zu suchen, wenn man an seine Grenzen stößt. Zeitgleich kann niemand alles wissen und es in Ordnung ist, sich Unterstützung zu holen!

Ich hingegen spreche über die Verantwortung als Reitbeteiligung und die Herausforderungen, die damit einhergehen. So berichte ich von den unterschiedlichen Erwartungen und Bedürfnissen, die sowohl Pferdebesitzer als auch Reitbeteiligungen haben können. Die Schwierigkeit besteht oft darin, eine Balance zu finden zwischen dem, was man für das Pferd tun möchte, und den realistischen Möglichkeiten, die einem zur Verfügung stehen. Auch hier ist die Kommunikation und das gegenseitige Verständnis zwischen den Beteiligten von großer Bedeutung.

Als Trainerinnen gibt es für uns noch eine weitere Ebene der Verantwortung: Umso wichtiger ist es, die eigenen Grenzen zu kennen. Denn in dieser Position muss man nicht nur technische Fähigkeiten vermitteln unf in der Lage sein, komplexe Zusammenhänge verständlich zu erklären, sondern es ist unerlässlich, zugeben zu können, wenn man etwas nicht weiß und dementsprechend bereit sein, sich selbst weiterzubilden.

Wenn Verantwortung zur Belastung wird

Bei all dieser Verantwortung ist es wichtig, sich um sich selbst zu kümmern. In einer Welt, in der die Verantwortung für ein Lebewesen eine immense Belastung darstellen kann, ist es essenziell, dass Pferdebesitzer und Trainer auch auf ihre eigene Gesundheit achten. Nur wer sich selbst gut um sich kümmert, kann langfristig auch für andere da sein. Dieses Gleichgewicht zu finden, ist eine ständige Herausforderung, aber auch eine, die es wert ist, gemeistert zu werden.

In der nächsten Podcastfolge tauchen wir noch tiefer in das Thema Verantwortung ein, insbesondere im Zusammenhang mit kranken Pferden. Mit unserem Gast Julia sprechen wir über die zusätzlichen Belastungen, die mit der Pflege und Betreuung von kranken Pferden einhergehen.

Dieser Einblick in die Welt der Pferdehaltung und des Pferdetrainings zeigt, wie vielschichtig und herausfordernd das Thema Verantwortung ist. Es erfordert ein hohes Maß an Reflexion, Wissen und Selbstfürsorge, um dieser Aufgabe gerecht zu werden. Und trotzdem sind so viele Menschen bereit, diese Verantwortung zu tragen, da die Verbindungen zu den Pferden für sie so bedeutsam sind.

#04 Mit Sarah Töws zur Bewegungsharmonie

In dieser Folge des Podcasts begrüßen wir unseren ersten Gast: Sarah, die Gründerin von „Bewegungsharmonie für Mensch und Pferd“. Sarah bringt eine beeindruckende Mischung aus Fachwissen und Leidenschaft für Pferde mit und setzt sich dafür ein, das Reittraining sowohl pferdegerecht als auch biomechanisch korrekt zu gestalten. Ihre Arbeit basiert darauf, die natürliche Schiefe von Reiter und Pferd zu analysieren und durch ganzheitliche Techniken in eine harmonische Bewegung zu überführen.

Sarahs Weg zu ihrer Berufung war von Anfang an von Pferden geprägt. Schon als Kind verbrachte sie viel Zeit in einem Reitstall und begann früh mit Voltigieren und Reiten. Ihre Liebe zu Pferden entwickelte sich stetig weiter, bis sie mit 13 Jahren ihr eigenes Pferd bekam. Doch es war ein langer Weg, bis sie herausfand, wie sie Pferden am besten helfen konnte. Ihre Reise führte sie zunächst in die Humanphysiotherapie und schließlich zur Hippotherapie und Pferdeosteopathie. Durch zahlreiche Aus- und Weiterbildungen erweiterte sie ihr Wissen und ihre Fähigkeiten immer weiter.

Der Hauptfokus in Sarahs Arbeit ist die Sitzschulung. Sie betont die Bedeutung eines ausbalancierten und losgelassenen Sitzes, um die Bewegung des Pferdes optimal zu unterstützen. Dabei geht es nicht nur um die körperliche Ebene, sondern auch um das Bewusstsein des Reiters für seinen Einfluss auf das Pferd. Sarah erklärt, dass der Sitz nicht statisch betrachtet werden sollte, sondern dass es wichtig ist, die natürliche Schiefe von Reiter und Pferd zu berücksichtigen und zu korrigieren.

Sarahs Sitzschulungen finden nicht an der Longe, sondern frei statt. Sie möchte, dass der Reiter die Korrekturen, die er lernt, auch im Alltag umsetzen kann. Während der Schulungen analysiert sie das Gangbild von Reiter und Pferd und gibt gezielte Hinweise zur Verbesserung. Dabei arbeitet sie auch gerne mit inneren Bildern, um dem Reiter ein besseres Körpergefühl zu vermitteln. Ein Beispiel dafür ist das Bild eines Wasserfalls, der aus der Leiste entspringt und das Bein hinunterfließt, um das Bein schwerer und stabiler zu machen.

Die mentale Losgelassenheit spielt ebenfalls eine große Rolle. Sarah betont, dass Pferde sehr sensibel auf die psychische Verfassung ihres Reiters reagieren. Ein voller Kopf und Stress können sich negativ auf die Balance und die Kommunikation zwischen Reiter und Pferd auswirken. Übungen zum Bewusstsein und zur Entspannung können helfen, diese mentale Last zu reduzieren und die Harmonie zu fördern.

Sarah bietet verschiedene Programme an, um Reiter und Pferd langfristig zu begleiten. Ein Beispiel ist ihr „Kombi-Paket“, das über drei Monate läuft und sowohl Behandlungen für Reiter und Pferd als auch Sitzschulungen und Reittraining umfasst. Ihr Ziel ist es, eine nachhaltige Bewegungsharmonie zu schaffen und die Synchronität zwischen Reiter und Pferd zu verbessern.

Am Ende des Podcasts gibt Sarah einen wertvollen Ratschlag für alle Pferdemenschen: „Setzt eure Gesundheit an erste Priorität.“ Nur wenn es dem Reiter gut geht, kann auch das Pferd optimal unterstützt werden. Diese Weisheit erinnert an die Anweisung im Flugzeug, sich zuerst selbst die Sauerstoffmaske aufzusetzen, bevor man anderen hilft. Ein gesundes und harmonisches Miteinander von Mensch und Pferd erfordert Achtsamkeit und Selbstfürsorge – eine Botschaft, die weit über die Reiterwelt hinausgeht!

Hier geht es zu Sarah:

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#03 Können Pferde Menschen lesen?

“Mein Pferd ist mein Therapeut” liest man gerne auf T-Shirts. Aber wie gut sind Pferde wirklich darin, menschliche Emotionen zu erkennen? Das hat sich auch die Forschung bereits gefragt. Deswegen erzählen wir euch in dieser Folge ein wenig über die Studienlage und unsere eigenen Erfahrungen dazu, wie gut Pferde unsere Emotionen verstehen und lesen können.

Eine Studie zu diesem Thema, die 2016 veröffentlicht wurde, trägt den Titel „Functionally Relevant Responses to Human Facial Expressions of Emotion in the Domestic Horses“. Ziel der Untersuchung war es herauszufinden, ob Pferde spontan auf verschiedene menschliche Gesichtsausdrücke – positive und negative – unterschiedlich reagieren. Dazu wurden den Pferden standardisierte Fotos von fröhlichen und wütenden Männern gezeigt. Diese Fotos wurden den Pferden in verschiedenen Abständen präsentiert, und die Reaktionen der Tiere wurden hinsichtlich Blickrichtung und Herzfrequenz aufgezeichnet.

Ein interessantes Ergebnis der Studie war die sogenannte Lateralisierung. Dabei handelt es sich um die Tatsache, dass das linke Auge eines Pferdes mit der rechten Gehirnhälfte verbunden ist, die für die Verarbeitung negativer Reize zuständig ist. Die Studie zeigte, dass Pferde negative Emotionen häufiger mit dem linken Auge betrachten. Dies bedeutet, dass sie sich bewusst so positionieren, dass sie bedrohliche oder unangenehme Reize mit dem linken Auge wahrnehmen. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass die Herzfrequenz der Pferde bei negativen Gesichtsausdrücken schneller anstieg als bei positiven.

Warum ist das eine wichtige Erkenntnis für den Alltag mit unseren Pferden?

Pferdebesitzer*innen und -trainer*innen können diese Informationen nutzen, um das Verhalten ihrer Tiere besser zu verstehen und darauf einzugehen. Zum Beispiel kann es hilfreich sein, zu wissen, dass Pferde generell sensibler auf negative Emotionen reagieren und diese über das linke Auge wahrnehmen. Dieses Wissen kann dazu beitragen, die Kommunikation und das Training mit den Tieren zu verbessern.

Neben Gesichtsausdrückne reagieren Pferde natürlich auch auf andere nonverbale Signale wie Körperhaltung und Geruch, außerderhalb des Versuchsaufbaus lässt sich das also gar nicht so klar trennen. Emotionen, die wir Menschen möglicherweise unterdrücken oder nicht bewusst wahrnehmen, können von Pferden dennoch erkannt werden. Das zeigt, wie wichtig es ist, sich seiner eigenen Emotionen beim Umgang mit Pferden bewusst zu sein und diese gegebenenfalls zu regulieren.

Carina erinnert sich an eine Situation, als sie mit ihrem Pferd spazieren war. Auf dem Weg begegneten sie einem Hund und seinem Besitzer, das macht ihm auch normalerweise keine Angst. Aber tatsächlich war das eine Situation, in der das Pferd dann doch noch mal geguckt hat. Dort konnte sie sehr deutlich diese Lateralisierung sehen, denn das Pferd hat sich immer bewusst so gedreht, dass es den Hund und den Spaziergänger wirklich mit dem linken Auge betrachten konnte.

Auch ich habe eine ähnliche Erfahrung gemacht. In dieser war es kein bewusstes Hindrehen, aber auch bei mir ging es um einen Spaziergang, wir sind am Anfang und am Ende an dem gleichen Mähdrescher vorbei gegangen. Am Anfang war der Mähdrescher rechts von uns und das hat die Stute eigentlich gar nicht interessiert. Sie hat ein bisschen natürlich geguckt, aber das war soweit gar kein Thema. Da sind wir relativ entspannt vorbeigegangen und auf dem Rückweg sind wir den gleichen Weg zurückgegangen und der Mähdrescher, das Feld, war dementsprechend auf der linken Seite und sie hat ganz anders reagiert. Sie war deutlich angespannter, deutlich nervöser wegen des Mähdreschers, obwohl sie den vorher bereits gesehen hat und das auf dem Hinweg überhaupt kein Thema war, sie vorher sogar näher dran war. Als wir auf dem Rückweg waren, war der Mähdrescher weiter weg, aber er war eben links und das war tatsächlich eine völlig andere Bewertung der Situation von ihrer Seite aus.

Beobachte also doch dein Pferd mal im Alltag, ob dir Unterschiede in der Lateralisierung auffallen! Die Fähigkeit der Pferde, menschliche Emotionen zu erkennen und darauf zu reagieren, ist eine faszinierende und wertvolle Eigenschaft. Durch diese tiefe Verbindung zwischen Mensch und Tier bieten sich vielfältige Möglichkeiten für eine noch harmonischere und effektivere Zusammenarbeit. Die im Podcast vorgestellte Studie liefert dabei wichtige wissenschaftliche Grundlagen, die sowohl in der Forschung als auch im praktischen Umgang mit Pferden von großem Nutzen sind.

Quellen:

Smith, Amy & Proops, Leanne & Grounds, Kate & Wathan, Jen & McComb, Karen. (2016). Functionally relevant responses to human facial expressions of emotion in the domestic horse (Equus caballus). Biology Letters. 12. 10.1098/rsbl.2015.0907.

https://royalsocietypublishing.org/doi/10.1098/rsbl.2015.0907

Markies, Katrina & Sudarenko, Juliia & Hodder, Abigail J. (2022). Can ponies (Equus Caballus) distinguish human facial expressions? Animals 2022, 12(18), 2331; https://doi.org/10.3390/ani12182331

https://www.mdpi.com/2076-2615/12/18/2331

Trösch M, Cuzol F, Parias C, Calandreau L, Nowak R, Lansade L. Horses Categorize Human Emotions Cross-Modally Based on Facial Expression and Non-Verbal Vocalizations. Animals (Basel). 2019 Oct 24;9(11):862. doi: 10.3390/ani9110862. PMID: 31653088; PMCID: PMC6912773.

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6912773/#:~:text=%5B36%5D%2C%20horses%20responded%20more,seen%20%5B46%2C47%5D.

#16 Begegnung PferdeMensch

In der neuesten Folge unseres Podcasts “Psycholohü” nehmen wir, Carina und ich, euch mit zur Veranstaltung “Begegnung PferdeMensch”. Diese Veranstaltung brachte Pferdeliebhaber zusammen, um sich auszutauschen, zu vernetzen und voneinander zu lernen. Es war ein Tag voller Inspiration und Gemeinschaft und wir freuen uns, dass wir ein paar Eindrücke für unseren Podcast aufnehmen konnten.

“Begegnung PferdeMensch” bot eine Vielzahl an Workshops, die darauf abzielten, neue Perspektiven in die Pferdewelt zu bringen. Organisiert wurde das ganze von Kleine Tante, Organisatorin Britta, beschreibt die Veranstaltung als eine Art Klassenfahrt für Pferdemenschen, eine tolle Gelegenheit, sich zu vernetzen und voneinander zu lernen.

Auch Hendrik, Melanie, und Jenni teilen ihre Eindrücke des Events und persönlichen Erfahrungen. Diese persönlichen Geschichten zeigten, wie tief und vielfältig die Beziehung zwischen Mensch und Pferd sein kann. Jenni begleitete das Event außerdem fotografisch.

Ein zentrales Thema ist die Bedeutung von Wissen und Respekt im Umgang mit Pferden. Alle unsere Interview-Gäste betonen, wie wichtig es ist, Pferde zu verstehen und sie artgerecht zu halten. Das spiegelt sich auch in den Workshops wider, die Themen wie Körperwahrnehmung und Kommunikation behandelten. Unser eigener Workshop schulte die Sensibilität und das Raum-Bewusstsein der Teilnehmenden.

Die Resonanz auf die Workshops war sehr positiv. Die Gruppendynamiken waren sehr unterschiedlich und damit besonders aufschlussreich: Die Übungen zeigten, wie wichtig es ist, die eigene Wirkung auf andere zu verstehen und bewusst zu steuern. Diese Erkenntnisse sind nicht nur im Umgang mit Pferden wertvoll, sondern auch im zwischenmenschlichen Bereich.

Wusstest du, dass diese Übungen im Workshop Teil unseres Tageskurs “Empathische Kommunikation” sind? Wenn du Lust hast, das ebenfalls zu erleben und einen solchen Kurs bei dir am Stall zu erleben, schreib mir doch gern eine Nachricht!

“Begegnung PferdeMensch” zeigt, wie bereichernd der Austausch und die Zusammenarbeit in der Gemeinschaft sein können. Es ist wichtig, den Zusammenhalt zu stärken und voneinander zu lernen und solche Events tragen dazu bei, Wissen zu verbreiten und die Beziehung zwischen Mensch und Pferd zu vertiefen. Dieser Tag war für uns beide eine wertvolle Erfahrung, die uns sicher noch lange inspirieren wird.

Hier findest du unsere Gäste:


Kleine Tante
Zu KleineTantes Website
Kleine Tante auf Instagram
Kleine Tante auf TikTok

Jenni
Jenni auf Instagram
Jenni auf TikTok
omg a horse Podcast

Melanie
Zu Melanies Website
Cavallino Sano auf Instagram
Pferdefinanzen auf Instagram

#02 Angst bei Pferd und Mensch

Angst ist eine Basisemotion. Und obwohl jeder Mensch sie in seinem Leben hin und wieder spüren wird, spricht die Pferdewelt eher ungern darüber. Doch wie geht man mit Ängsten nach Stürzen und diffuse Ängsten um? Woher kommen diese und wie können wir ihnen begegnen? Und wie können wir sie bei unseren Pferden erkennen und diese unterstützen? Im Podcast berichten Carina und ich auch über unsere eigenen Erfahrungen mit Ängsten im Bezug auf Pferde.

Per Definition gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen Angst und Furcht. Angst ist eine allgemeine Reaktion auf Unsicherheit oder potenzielle Gefahren, während Furcht eine spezifische Reaktion auf eine konkrete Bedrohung ist. Umgangssprachlich wird jedoch häufig Angst verwendet, auch wenn Furcht der korrekte Ausdruck wäre, daher beschränkt sich auch dieser Blogpost auf den Begriff Angst.

In der Pferdewelt wird häufig nicht über Ängste gesprochen, doch es ist wichtig genau das zu tun um diese zu normalisieren und Lösungen zu finden. Denn Angst ist ein Schutzmechanismus und macht uns achtsamer, aufmerksamer und reaktionsschneller. Genauso unterschiedlich wie die Gründe für Angst sind jedoch auch die Lösungen: Angst im Umgang mit dem Pferd verändert sich häufig je nach Alter. Bei Kindern ist es einerseits oft so, dass sie deutlich unbedachter sind, deutlich unvoreingenommener und eben nicht so viel Angst haben. Und bei anderen Kindern wiederum ist der der Respekt, vielleicht auch Angst vor diesem großen Tier Pferd natürlich noch viel größer als bei Erwachsenen, einfach weil natürlich auch die Größenverhältnisse noch deutlicher sind. Meiner Erfahrung nach ist die überwiegende Mehrheit ist tatsächlich deutlich unbekümmerter, aber je älter die Menschen werden, desto unsicherer werden sie tendenziell. Professionelle Hilfe durch Pferdetrainer*innen, Coaching, Psychotherapie und Atemübungen können helfen um Angst zu bewältigen und Selbstvertrauen aufzubauen.

Was sich sowohl für ängstliche Menschen als auch ängstliche Pferde sagen lässt: Durch eine einfühlsame Herangehensweise und gezielte Maßnahmen kann das Vertrauen gestärkt und seine Ängste überwunden werden. Jedes Pferd und jeder Mensch reagiert individuell auf unterschiedliche Methoden, daher ist es wichtig, verschiedene Ansätze auszuprobieren, um herauszufinden, was am besten funktioniert. Kleinschrittiges Vorgehen ist aber in jedem Fall Grundvorraussetzung. Außerdem hat die Körpersprache einen großen Einfluss im Umgang mit ängstlichen Pferden. Unsicherheit und Ängstlichkeit können sich auf das Pferd übertragen und die Situation verschärfen. Daher ist es entscheidend, sich bewusst zu werden, wie man sich dem Pferd gegenüber verhält und welche Signale man aussendet. Durch Trainingseinheiten zur Verbesserung der Körperbeherrschung und Selbstsicherheit kann das Vertrauen zwischen Mensch und Pferd gestärkt werden. Positive Verstärkung durch Lob, Clickertraining oder andere Methoden kann ängstlichen Pferden Sicherheit vermitteln und ihr Selbstbewusstsein stärken.

Die Umgebung und die Lebensbedingungen des Pferdes spielen ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Bewältigung von Ängsten. Ein ruhiger Stall, eine passende Herdengemeinschaft und eine angemessene Haltung können dazu beitragen, dass sich das Pferd wohlfühlt und Vertrauen aufbauen kann. Es ist von großer Bedeutung, die individuellen Bedürfnisse des Pferdes zu erkennen und eine Umgebung zu schaffen, in der es sich sicher und geborgen fühlt. Durch einfühlsames Training und gezielte Maßnahmen können Ängste reduziert und das Wohlbefinden des Pferdes nachhaltig verbessert werden.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der Umgang mit ängstlichen Pferden eine individuelle und einfühlsame Aufgabe ist, die Geduld und Verständnis erfordert. Es ist wichtig, sich aktiv mit den Ängsten des Pferdes auseinanderzusetzen und verschiedene Strategien auszuprobieren, um das Vertrauen des Pferdes zu gewinnen. Durch eine respektvolle Begleitung und professionelle Unterstützung kann das Pferd auf dem Weg aus der Angst heraus unterstützt werden und eine vertrauensvolle Beziehung aufgebaut werden.

#01 Mythos Dominanz

In der Welt der Pferde und Psychologie wird oft über das Thema Dominanz diskutiert. Doch was bedeutet Dominanz eigentlich? Und wie geht man mit einem “dominanten” Pferd um?

Laut Definition des Dudens bezieht sich Dominanz auf die Eigenschaft von Erbfaktoren, sich gegenüber Schwächeren durchzusetzen. In der Psychologie hingegen wird Dominanzverhalten als Verhaltensweisen definiert, die der Demonstration von Überlegenheit dienen und aggressiven Charakter haben können. Diese Verhaltensweisen werden meist durch nonverbale Kommunikation oder Körpersprache ausgedrückt, wie beispielsweise Drohstarren oder sich aufrichten. Es ist wichtig zu verstehen, dass Dominanzverhalten nicht immer das ist, was es auf den ersten Blick zu sein scheint.

Oftmals werden Pferde, die als dominant bezeichnet werden, in Wirklichkeit von Unsicherheit angetrieben. Sie haben gelernt, auf sich selbst aufzupassen und für sich einzustehen, da sie sich vom Menschen nicht sicher geführt oder geleitet fühlen. Es ist daher entscheidend, die Ursachen für vermeintliches Dominanzverhalten zu hinterfragen und die Signale des Pferdes richtig zu interpretieren. Durch eine genaue Beobachtung der Körpersprache und Verhaltensweisen des Pferdes können erste Anzeichen für Unwohlsein oder Stress erkannt werden.

Es ist wichtig, klare Grenzen zu setzen und trotzdem auf die Bedürfnisse des Pferdes einzugehen. Versuche kleine Chancen zu nutzen, um den Druck zu reduzieren und dem Pferd Pausen zu gönnen. Durch kleine Schritte und eine einfühlsame Herangehensweise kann Vertrauen aufgebaut und die Beziehung zwischen Mensch und Pferd gestärkt werden. Es ist kann helfen, in schwierigen Situationen externe Hilfe in Anspruch zu nehmen, um eine neutrale und professionelle Perspektive zu erhalten.

Die Nähe zum Pferd sollte respektvoll und einfühlsam gestaltet werden. Es ist wichtig, die Individualdistanz des Pferdes zu respektieren und auf seine Signale zu achten. Durch Achtsamkeit und klare Kommunikation kann Missverständnissen vorgebeugt und das Vertrauen zwischen Mensch und Pferd vertieft werden. Mit Geduld, Respekt und Empathie können Mensch und Pferd gemeinsam eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen und gemeinsam wachsen.

Die Kommunikation zwischen Mensch und Pferd spielt eine wesentliche Rolle bei der Bewältigung von Dominanzverhalten. Klar definierte Grenzen und das Verständnis der Signale des Pferdes können dazu beitragen, Eskalationen zu vermeiden. Durch Achtsamkeit und Respektierung der Individualdistanz kann das Pferd sich sicher und verstanden fühlen. Ruhe zu bewahren und kleine Pausen einzulegen, um Spannungen abzubauen und die Beziehung zu stärken, sind ratsam.

Ein positiver Ansatz und eine selbstbewusste Körperhaltung sind ebenso wichtig. Durch gezieltes Training und mentale Übungen kann man lernen, mit herausfordernden Situationen umzugehen und die eigene Präsenz zu stärken. Lob und Anerkennung für Fortschritte, sowohl beim Pferd als auch beim Menschen, sind entscheidend, um Vertrauen aufzubauen und die Beziehung zu vertiefen. Letztendlich geht es darum, ein harmonisches Miteinander zu schaffen, in dem Respekt, Verständnis und Kommunikation im Vordergrund stehen.

Es ist wichtig, zwischen Führung und Dominanz zu unterscheiden und zu erkennen, dass Dominanz oft aus Unsicherheit entsteht. Die Rolle des Leittiers im Pferdeverhalten wird reflektiert, wobei Souveränität und Fairness in Beziehungen betont werden. Die Autoren ermutigen zur Hinterfragung der Zufriedenheit und Bedürfnisse der Pferde sowie zur Anpassung des Verhaltens entsprechend.

Die Verantwortung des Menschen als Leittier und die Bedeutung von Respekt und Einfühlungsvermögen werden diskutiert. Es wird darauf hingewiesen, dass es entscheidend ist, die Motivation hinter dem Verhalten zu verstehen und die Grenzen zwischen Führung und Dominanz zu erkennen. Selbstreflexion und Kommunikation sind von zentraler Bedeutung, um Dominanzverhalten bei Pferden und Menschen zu bewältigen. Ein sensibler Umgang miteinander, Fairness und Souveränität in Beziehungen werden betont, während eine kontinuierliche Überprüfung und Anpassung des eigenen Verhaltens angeregt werden. Feedback und Rückmeldungen sind willkommen, um die Diskussion über Dominanz und Führung in der Mensch-Pferd-Beziehung voranzutreiben.