#26 Corina Trippe über ihren Weg aus der Angst

Corinas große Leidenschaft sind – wie bei uns allen – die Pferde. Doch als ihr Sohn auf die Welt kommt, ändert sich alles: Corina hat plötzlich Angst vor Pferden, ganz besonders vor dem Reiten. Wie sie es geschafft hat, dieser Angst zu begegnen und nun auch anderen als Trainerin dabei hilft, davon rzählt sie in dieser Folge.

Corina ist seit ihrer Kindheit von Pferden fasziniert. Diese Begeisterung verfolgte sie konsequent weiter und entschied sich später für ein Studium in Horse Business Management in den Niederlanden. Ihr beruflicher Weg führte sie über verschiedenste Stationen, bis sie schließlich vor kurzem den Traum der Selbstständigkeit als Pferdetrainerin verwirklichte. Ihre Arbeit konzentriert sich heute besonders auf Pferde im Reha-Bereich, wo sie sowohl an der körperlichen als auch an der psychischen Gesundheit der Tiere arbeitet. Dabei ist es ihr besonders wichtig, das Nervensystem von Mensch und Pferd zu verstehen und sich gegenseitig zu unterstützen.

Plötzlich ist da Angst

Doch der Weg dorthin war nicht immer einfach. Nach der Geburt ihres Sohnes erlebte Corina eine unerwartete Veränderung: Sie entwickelte starke Ängste im Umgang mit Pferden, die sie vorher nie gekannt hatte. Auf ein Mal kommen ihr die Tränen, als sie auf ihr zwar junges, bisher aber immer sicheres eigenes Pferd steigen soll. Um diese Ängste zu bewältigen, entwickelte Corina ihre eigene Herangehensweise. Sie legte großen Wert auf Sicherheitsmaßnahmen, wie das Tragen von knöchelhohen Schuhen und Handschuhen, um das Risiko von Verletzungen zu minimieren. Ihre größte Unterstützung fand sie in ihrem Partner, der sie bei Spaziergängen begleitete und ihr emotionalen Halt gab. Diese Begleitung ermöglichte es ihr, kleine, aber bedeutende Fortschritte zu machen und langsam das Vertrauen zu ihren Pferden wieder aufzubauen.

Mit viel Geduld und kleinen Schritten näherte sich Corina ihrer Stute wieder an. Sie begann mit kurzen Spaziergängen und baute langsam das Vertrauen zu ihrem Pferd wieder auf. Dabei achtete sie stets darauf, in ihrem eigenen Tempo vorzugehen und die Situationen so zu gestalten, dass sowohl sie als auch ihr Pferd entspannt bleiben konnten. Diese Herangehensweise ermöglichte es ihr, negative Erfahrungen durch positive zu überschreiben und ihre Ängste schrittweise abzubauen. Außerdem suchte sie sich Unterstützung und ließ zunächst eine andere erfahrene Reiterin ihr Pferd reiten, um zu sehen, dass keine unerwarteten Gefahren drohten. Aber auch andere Strategien, wie zB Musik während des Reitens halfen ihr, den Alarmmodus ihres Nervensystems zu deaktivieren und sich auf das Reiten zu konzentrieren. Durch diese Methoden konnte sie nach und nach ihre innere Ruhe wiederfinden und das Reiten wieder genießen.

Gestärkt aus dieser Erfahrung?

Heute hat Corina ihre Selbstständigkeit voll aufgenommen und hilft dabei auch anderen ihre Ängste zu überwinden. Sie legt Wert darauf, sich selbst Zeit zu geben, die eigenen Bedürfnisse zu respektieren und auf die Sicherheit beider – Mensch und Pferd – zu achten. Ihre Erfahrung zeigt, dass es möglich ist, tiefsitzende Ängste zu überwinden und den Spaß wieder zu finden.

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#24 Bin ich ein Pferdemädchen?

Diese Frage stellte ich mir und Carina in dieser Folge von Psycholohü. Denn sie ist geprägt von Klischees, Vorurteilen und Identitätsfragen. Was ist überhaupt ein Pferdemädchen und können wir uns mit diesem Begriff identifizieren?

Das typische Klischee eines Pferdemädchens – ständig im Stall, in einer „Wendy-Welt“ lebend, von nichts anderem mehr sprechend als von Pferden – hat sicherlich einen wahren Kern, aber es greift auch viel zu kurz. Dabei hat dieses Bild oft eine sexistische Note, denn der Begriff „Mädchen“ wird häufig dazu verwendet, etwas zu verniedlichen oder nicht ernst zu nehmen.

In unserer Podcast-Diskussion habe ich mit Carina über genau diese Klischees gesprochen und darüber, wie wir uns selbst darin wiederfinden oder auch nicht. Carina erzählte, dass sie lange Zeit mit dem Begriff „Pferdemädchen“ gehadert hat, weil er so oft abwertend gebraucht wird. Doch mit der Zeit hat sie einen Weg gefunden, den Begriff für sich positiv zu besetzen. Sie sieht sich selbst als Pferdemädchen und hat sogar ein Buch namens “#Pferdemädchen” geschrieben hat, das sich mit genau dieser Thematik auseinandersetzt.

Wie stehe ich selbst dazu?

Ich selbst kann mich mit dem Begriff nicht richtig anfreunden – es gibt doch mehr, das mich ausmacht als die Pferde? Früher hätte ich mich ohne zu zögern als Pferdemädchen bezeichnet, doch heute, obwohl ich beruflich viel mit Pferden zu tun habe, sehe ich es anders. Ich habe mich unter anderem bewusst dazu entschieden, kein eigenes Pferd zu besitzen um auch anderen Interessen in meinem Leben Platz zu geben oder habe mit der Virtuellen Assistenz ein berufliches Standbein gefunden, das nicht (nur) mit Pferden zu tun hat.

Ein weiterer spannender Aspekt, den wir diskutieren, ist die sexistische Konnotation des Begriffs “Pferdemädchen”. Denn der Begriff wird oft abwertend genutzt, insbesondere von Männern, die Frauen in der Pferdewelt nicht ernst nehmen. Aber auch Frauen untereinander nutzen den Begriff, um sich voneinander abzugrenzen und andere abzuwerten. Trotz dieser negativen Konnotationen kann der Begriff aber auch eine positive Seite haben: Carina hat zum Beispiel gelernt, den Begriff für sich anzunehmen und ihn mit positiven Erinnerungen und Gefühlen zu verbinden. Für sie symbolisiert „Pferdemädchen“ auch ein Stück kindlicher Unbeschwertheit und Freude, die sie sich bewahren möchte. So lässt sich der Begriff für alle auch ein Stück weit so definieren, wie es für die jeweilige Person am besten passt.

#23 Diana Wahl über ihren Weg aus dem Burnout

In dieser Folge von Psycholohü ist Diana Wahl zu Gast. Sie ist erfolgreiche Pferdefotografin – bis irgendwann gar nichts mehr geht. Wie Diana erst ins Burnout rutschte und wie sie dann den Weg wieder herausfand, davon erzählt sie uns offen und ehrlich.

Auch Dianas Geschichte beginnt mit einer Leidenschaft, die zur Berufung wird. Schon früh entdeckte sie ihre Liebe zur Fotografie und zu Pferden und so verband sie beides. Mit einer kleinen Digitalkamera fing mit 13 Jahren alles an. Von da an fotografierte sie nicht nur ihre eigenen Pferde, sondern auch die von Freunden und Bekannten. Schnell wurde klar, dass ihre Fotografien etwas Besonderes waren und sie startete in die Selbstständigkeit.

Diana arbeitete viel, um ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen. Zu viel. Sie absolvierte unzählige Shootings, bearbeitete tausende Bilder und fuhr jährlich bis zu 60.000 Kilometer, um ihre Kunden zu erreichen. Ihr Terminkalender war stets überfüllt, und sie opferte ihre Freizeit und ihre Gesundheit für diesen Erfolg. Und so endete sie im Burnout.

Kurz nachdem sie die silberne Kamera auf dem CHIO in Aachen verliehen bekam, brach Diana zusammen. Sie landete auf der Intensivstation und war nicht mehr in der Lage, ihren Körper zu kontrollieren. Selbst da konnte Diana noch nicht erkennen, dass sie eine Pause brauchte und arbeite direkt im Krankenhaus weiter. Erst als sie wieder zu Hause war, begriff sie: Es geht gar nichts mehr.

Diana entschied sich, Hilfe von außen anzunehmen. Eine Psychotherapie und ein Business-Coaching halfen ihr, ihre Arbeit neu zu strukturieren und sich selbst nicht mehr zu überfordern. Besonders hilfreich war für sie das Coaching bei Business mit Pferd, das ihr nicht nur half, ihr Business effizienter zu gestalten, sondern auch, dass sie selbst gesund bleibt.

Ein entscheidender Schritt in Dianas Erholungsprozess war die bewusste Integration von Freizeit und Hobbys in ihren Alltag. Sie begann, Aktivitäten wie Boxen und Tanzen mit fixen Terminen in ihre Woche einzuplanen und achtete darauf, dass diese Termine ebenso fest wie ihre beruflichen Verpflichtungen waren. Auch das Treffen mit Freunden, die nichts mit ihrem Business zu tun hatten, half ihr, den Kopf frei zu bekommen und neue Energie zu tanken. Heute legt Diana Wert darauf, ein gesundes Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit zu finden. Sie hat gelernt, auf die Signale ihres Körpers zu hören und rechtzeitig Pausen einzulegen.

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#21 Jennifer Liffers über das pferdegestützte Coaching

In dieser Folge von Psycholohü stellen wir euch Jennifer Liffers vor. Jenny, die aus dem Süden Hamburgs kommt, hat sich neben ihrer Arbeit auf einer Intensivstation durch pferdegestütztes Coaching ein zweites Standbein aufgebaut, das sie mit Herzblut verfolgt.

Die Liebe zu Pferden begleitet Jenny schon seit ihrer Kindheit. Bereits mit drei Jahren begann sie zu reiten. Heute arbeitet sie mit ihrem Schwarzwälder Kaltblut Watson im Coaching-Bereich. Der Weg zum pferdegestützten Coaching war jedoch nicht immer klar vorgezeichnet. Eine berufliche Midlife-Crisis während der Corona-Pandemie brachte sie dazu, neue Wege zu suchen und sich weiterzubilden.

In ihrem Coaching-Alltag unterstützt Jenny vor allem Kinder, Jugendliche und Erwachsene dabei, ihre Stärken zu entdecken und Ängste zu überwinden. Besonders spannend sind ihre Workshops mit Führungskräften, in denen es um Rollenverständnis, Aufgabenverteilung und Kommunikation geht. Hier zeigt sich, wie wirkungsvoll die Arbeit mit Pferden sein kann, um wichtige Soft Skills zu vermitteln und die persönliche Entwicklung zu fördern.

Das Glücksperiment

Ein besonderer Fokus in Jennys Arbeit ist die “Positive Psychologie”, die sie in ihrem Workshop “Glücksperiment” integriert hat. Dieser Workshop lädt die Teilnehmer dazu ein, sich auf das Positive im Leben zu konzentrieren und persönliche Glücksmomente zu erkennen. Dabei spielen die Pferde eine zentrale Rolle, indem sie als Spiegel für das eigene Verhalten und die emotionale Befindlichkeit dienen, aber auch ihre Arbeit auf der Intensivstation hat sie in Dankbarkeit geschult, Gesundheit nicht als selbstverständlich anzunehmen. Jenny legt aber auch großen Wert auf einen achtsamen und respektvollen Umgang mit ihrem Pferd. Sie achtet darauf, dass Watson nicht überfordert wird und genügend Ausgleich durch Freizeitaktivitäten wie Ausritte oder Kutschfahrten hat.

Das Gespräch mit Jenny zeigt, wie wichtig es ist, dankbar für die kleinen Dinge im Leben zu sein und sich auf das Positive zu konzentrieren. Diese Botschaft ist nicht nur für Pferdeliebhaber relevant, sondern für jeden, der in seinem Alltag nach mehr Zufriedenheit und innerer Balance sucht. Danke Jenny für deinen Einblick in die Welt des pferdegestützten Coachings und wie tiefgreifend und vielfältig die Arbeit mit Pferden sein kann!

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#10 Lea über ihren Weg als Pferdeverhaltenstrainerin

In dieser Folge geht es um – mich! Hier kannst du mich also nun noch besser kennenlernen, meinen Werdegang verfolgen und erfahren, welche Pferde mich besonders geprägt haben. Es war eine spannende Erfahrung, meine Geschichte und die Lektionen, die ich auf meinem Weg gelernt habe, mit euch zu teilen.

Die Folge begann mit einer Frage, die mich zum Nachdenken brachte: Wie würde ich mich in drei Worten beschreiben? Empathisch, sensibel und weltoffen – das waren die Begriffe, die mir in den Sinn kamen. Diese Eigenschaften prägen nicht nur mich als Person, sondern sind auch essenziell für meine Arbeit mit Pferden. Im Bezug auf mich als Trainerin ist außerdem geduldig ein weiterer wichtiger Begriff.

Ich erzählte von meinen Anfängen und den zwei besonderen Pferden, die mich seit vielen Jahren begleiten: Julius und Butterblume. Julius ist seit zehn Jahren an meiner Seite, und in dieser Zeit hat er mir vieles beigebracht – vor allem Geduld und das Verständnis für die feinen Signale, die Pferde uns geben. Butterblume war fünf Jahre lang schon in der Kindheit mein Pflegepferd und meine große Pferdeliebe, bevor sie leider verstarb und mir bis heute unheimlich am Herzen liegt.

Mein Weg als Pferdevehaltenstrainerin

Ein weiteres zentrales Thema im Interview war meine Entscheidung, Pferdeverhaltenstrainerin zu werden. Ursprünglich wollte ich nie mit Pferden arbeiten, da ich schon früh die Herausforderungen und Schattenseiten dieses Berufs kennengelernt hatte. Doch irgendwann wurde mir klar, dass ich den Pferden eine Stimme geben wollte – besonders denjenigen, die oft missverstanden werden. Mein Ziel ist es, die Kommunikation zwischen Mensch und Pferd zu verbessern und Missverständnisse aus dem Weg zu räumen. Denn oft ist genau das der Schlüssel zu einer harmonischen Beziehung.

Ein besonders schöner Teil meiner Arbeit ist die Arbeit mit Kindern. Kinder sind oft sehr offen und neugierig, wenn es um Pferde geht. Sie sind bereit zu lernen und das macht die Arbeit mit ihnen so besonders. So entstand zB auch mein Kurs für Kinder, in denen sie lernen, die Körpersprache der Pferde zu verstehen und respektvoll mit ihnen umzugehen. Ich glaube, dass es wichtig ist, diese Sensibilität schon früh zu fördern.

Mein Rat an alle, die darüber nachdenken Trainer*in zu werden ist einfach: Fangt an und bleibt dabei. Lasst euch nicht von Ängsten aufhalten. Die Arbeit mit Pferden ist eine Reise, auf der man nie auslernt, und das macht sie so spannend. Man muss bereit sein, sich weiterzuentwickeln und auch mal neue Wege zu gehen, selbst wenn man nicht immer weiß, wohin sie führen. Genau so offen blicke ich auch auf meine eigene (berufliche) Zukunft.

Natürlich brauche auch ich meine Auszeiten. Spaziergänge sind für mich der beste Weg, um im Alltag runterzufahren und neue Energie zu tanken. Ob allein, mit Hund, Kamera oder mit einem Pferd – die Zeit in der Natur hilft mir, mich zu entspannen und mal richtig runterzufahren. Wenn ich einen Wunsch für die Pferdewelt äußern könnte, wären es diese beiden Worte: Hingucken und zuhören. Es ist so wichtig, die Bedürfnisse und Signale der Pferde wahrzunehmen und ernst zu nehmen.

Ich hoffe, unser Podcast “Psycholohü” kann euch einen kleinen Einblick in diese faszinierende Welt geben. Die Verbindung zu Pferden ist mehr als nur ein Hobby – sie lehrt uns Geduld, Empathie und wie wichtig es ist, zuzuhören. Ich bin dankbar, diesen Weg gehen zu dürfen und freue mich darauf, weiterhin meine Erfahrungen mit euch zu teilen.

#19 Neue Wege gehen

In dieser Folge von Psycholohü geht es um ein Thema, das viele Menschen beschäftigt: neue Wege gehen. Wir teilen unsere persönlichen Erfahrungen und Herausforderungen, die mit dem Betreten neuer Pfade einhergehen und zeigen anhand unserer Geschichten, wie wichtig es ist offen für Veränderungen zu bleiben.

Carina berichtet von ihrem Pferd Haukur, mit dem sie aufgrund körperlicher und psychischer Herausforderungen nicht auf klassische Weise trainiert. Stattdessen fand sie heraus, dass das Wippen ihm nicht nur Freude bereitet, sondern dass es auch seiner Gesundheit guttut. Altbewährte Methoden hinterfragen und neue Dinge ausprobieren kann helfen, um Erfolge zu erzielen!

Ich erzähle von einer Stute, die im Training völlig anders reagiert als die meisten andere Pferde. Anstatt Übungen aus der Ruhe im Stand durchzuführen, muss sie alle Aufgaben aus der Bewegung heraus angehen. Diese Erkenntnis hat meinen Trainingsansatz komplett verändert und zu tollen Fortschritten geführt. Wir stellen fest: Es gibt nicht immer den einen richtigen Weg – egal ob mit Tieren oder in anderen Lebensbereichen. Flexibilität und die Bereitschaft, Neues auszuprobieren, sind oft der Schlüssel zum Erfolg.

Ein besonders mutiger Schritt für Carina war der Umzug in ein anderes Bundesland, um ihren Pferden eine bessere Haltung bieten zu können. Diese Entscheidung entstand durch die gesundheitlichen Probleme ihrer Stute Elayne. Trotz vieler Hürden hat sich dieser Schritt gelohnt. Jetzt genießt sie die Nähe zu ihren Pferden und die Möglichkeit, ihre Haltung, Fütterung und Versorgung selbst zu gestalten.

Außerdem erzähle ich davon, dass ich mich auch beruflich neu orientiert habe und neben meiner Tätigkeit als Pferdetrainerin ein zweites Standbein als virtuelle Assistentin aufbaue: So kann ich meine organisatorischen Fähigkeiten nutzen und anderen Dienstleistern helfen. Diese Flexibilität bringt ihr nicht nur beruflich, sondern auch persönlich neue Perspektiven.

Wie finde ich den Mut neue Wege auszuprobieren?

Es ist wichtig, sich nicht von Ängsten und Unsicherheiten lähmen zu lassen. Stattdessen sollte man sich die möglichen Chancen und positiven Veränderungen vor Augen führen, die ein neuer Weg mit sich bringen kann. Setze dich bewusst mit den potenziellen Risiken auseinander und wäge ab, wie realistisch diese tatsächlich sind! Wenn wir sowohl die schlimmsten als auch die besten Szenarien durchspielen, bevor wir eine Entscheidung treffen, stellt sich dabei oft heraus, dass die Risiken kleiner und die Chancen größer sind, als wir anfangs denken. Dieser Ansatz kann helfen, mutige Entscheidungen zu treffen und neue Wege zu gehen, die das Leben bereichern und positiv verändern können. Es lohnt sich neue Wege zu gehen und auf die eigenen Fähigkeiten und die Möglichkeiten, die sich bieten, zu vertrauen!

#18 Tinka Brümmel über ihre Herausforderungen mit ADHS

In dieser Folge begrüßen wir Pferdewissenschaftlerin und Pferdetrainerin Tinka Brümmel. Tinka, die aus Lübeck stammt, verbindet ihre Leidenschaft für Pferde mit einer besonderen Herausforderung: Sie lebt mit einer ADHS-Diagnose. Dieser Einblick in ihre Welt zeigt, wie sie die Liebe zu Pferden und den Umgang mit ihrer Diagnose vereint und welche Wege sie gefunden hat, um ihre beruflichen und persönlichen Ziele zu erreichen.

Tinkas Weg zu den Pferden begann klassisch in der Reitschule im Alter von fünf Jahren. Trotz ihres Talents und der Freude am Reiten erlebte sie immer wieder Phasen der Frustration. Diese Achterbahnfahrt setzte sich in ihrem Studium der Pferdewissenschaften fort, bis sie schließlich durch ihre ADHS-Diagnose eine Erklärung für ihre Erfahrungen fand. Diese Diagnose half ihr zu verstehen, warum sie bei vielen Aufgaben Schwierigkeiten hatte, sich zu konzentrieren und konstante Fortschritte zu erzielen.

Erleichterung durch die ADHS-Diagnose

Die ADHS-Diagnose brachte für Tinka eine neue Perspektive und eine große Erleichterung. Sie fand Erklärungen für ihre Selbstzweifel, dass ihre Herausforderungen nicht auf mangelndes Talent oder Intelligenz zurückzuführen waren, sondern auf die Art und Weise, wie ihr Gehirn funktioniert. Mit diesem Wissen konnte sie Strategien entwickeln, um ihren Alltag besser zu bewältigen und ihre Arbeit als Pferdetrainerin effektiver zu gestalten. Sie hat gelernt, sich nicht zu zwingen, überwältigende Aufgaben zu erledigen, sondern flexibel zu bleiben und produktive Zeitfenster zu nutzen. Gleichzeitig sprudelt sie vor Ideen und Enthusiasmus, wenn sie in ihrem Element ist.

Die Pferde helfen ihr dabei Ruhe zu finden: Während viele Aktivitäten sie überfordern, gelingt es ihr bei den Pferden, ihren Kopf zu beruhigen und sich zu fokussieren. Diese besondere Verbindung hilft ihr, trotz der Herausforderungen, die ihre ADHS mit sich bringt, ihren Beruf mit Leidenschaft und Hingabe auszuüben. Die Pferde ziehen ihre Aufmerksamkeit an und schaffen es durch ihre Anziehungskraft ihr Busy-Brain zu beruhigen. Aber auch hier hat sie ihre Strategien entwickelt, um ihren Alltag besser zu meistern. Zum Beispiel zieht sie Sonnenbrille und Kopfhörer auf, um sich vor Reizüberflutung zu schützen, oder strukturiert ihren Tag so, dass sie genug Pausen hat

Brainicap: Anderen helfen diese Strategien für sich zu entwickeln

Dafür arbeitet Tinka derzeit an einem neuen Programm namens „Brainicap“, das sich an Pferdebesitzer mit “busy und fuzzy brains” richtet. Ziel dieses Programms ist es, den Teilnehmer*innen zu helfen, der Verantwortung für ihre Pferde gerecht zu werden, ohne sich selbst zu überfordern oder zu verlieren. Es geht darum, individuelle Routinen und Strategien zu entwickeln, die den Alltag erleichtern und die Freude am Umgang mit den Pferden bewahren. Hierfür werden noch Personen gesucht, die Lust haben sich an der Testrunde zu beteiligen und im Anschluss konstruktives Feedback zu geben. Alle Infos zu Brainicap findest du hier.

Tinkas Wunsch für die Pferdewelt:

Mehr Zusammenhalt und weniger Lästerei. Sie wünscht sich, dass wir uns gegenseitig unterstützen und uns nicht gegenseitig kleinmachen. Denn nur so können wir gemeinsam Großes erreichen – für uns selbst und unsere Pferde. Es ist wichtig, nach Hilfe zu fragen und sich nicht von Rückschlägen entmutigen zu lassen. Für Tinka steht fest, dass jeder seinen eigenen Weg finden kann, um den Herausforderungen gerecht zu werden – sei es durch individuelle Anpassungen im Alltag oder durch das Finden der richtigen Unterstützung.

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#17 Selina Scheichl über ihre Pferde-Besuche im Seniorenheim

In dieser Podcastfolge erzählt uns Selina Scheichl ihre eigene berührende Geschichte: Selina, die aus Salzburg kommt, hat einen Master in Psychologie und sich später zur pferdegestützten Coachin weitergebildet. Nach einem tragischen Reitunfall und dem Verlust ihres eigenen Pferdes fand sie durch Jolly Jumper eine neue, bedeutungsvolle Aufgabe – die Arbeit mit ihrem Therapiepony in Seniorenheimen. Wie ihr das Pony und die Arbeit im Seniorenheim geholfen haben und was das ganze mit Schrödingers Katze zu tun hat, erfährst du in dieser Folge von Psycholohü.

Selina erzählt, wie sie nach dem Verlust ihres Pferdes eigentlich mit dem Reiten aufhören wollte. Doch dank der Unterstützung ihrer Stallgemeinschaft und besonders der Besitzerin von Jolly Jumper kehrte sie zu den Pferden zurück. Diese Gemeinschaft ermutigte sie, sich um das Pony zu kümmern, was schließlich dazu führte, dass sie es als Therapie-Tier in Seniorenheime brachte.

Die Entscheidung, Seniorenheime mit Jolly Jumper zu besuchen, war ein bedeutender Schritt. Obwohl Selina zunächst keine klare Vorstellung davon hatte, wie die Besuche ablaufen sollten, wusste sie, dass sie anderen die gleichen positiven Erfahrungen mit Pferden ermöglichen wollte, die ihr selbst geholfen hatten. Mit viel Eigeninitiative und Training bereitete sie Jolly Jumper auf diese besondere Aufgabe vor.

Die Besuche von Jolly Jumper in den Seniorenheimen sind ein großer Erfolg. Die Bewohner sind begeistert von dem kleinen Pony, das ihnen so viel Freude und Trost bringt. Besonders bewegend ist die Geschichte eines ehemaligen Springreiters, der nach einem Schlaganfall nicht mehr sprechen konnte, aber durch den Kontakt mit Jolly Jumper wieder aufblühte. Solche Momente zeigen eindrucksvoll, wie tief die Verbindung zwischen Mensch und Tier sein kann und welche heilende Wirkung Tiere auf uns haben können.

Selina betont, wie wichtig es ist, die Bedürfnisse der Tiere zu erkennen und zu respektieren. Jolly Jumper zeigt deutlich, wenn ihm etwas zu viel wird, und Selina achtet darauf, dass die Besuche stets im Einklang mit seinen Fähigkeiten und Bedürfnissen stehen. Diese achtsame und respektvolle Herangehensweise macht ihre Arbeit so erfolgreich und nachhaltig. So haben sie es mit ihrer Geschichte beispielsweise auch schon mehrfach ins Fernsehen geschafft.

Für die Zukunft hat Selina noch viele Pläne. Sie möchte ihre Arbeit mit Jolly Jumper weiter ausbauen, vielleicht auch in Krankenhäusern tätig werden und sogar mit anderen Tieren wie Minischweinen arbeiten. Ihr Ziel ist es, noch mehr Menschen die heilende Kraft der Tiere näherzubringen und gleichzeitig den Tieren sinnvolle Aufgaben zu geben.

Die Geschichte von Selina und Jolly Jumper zeigt, wie aus schwierigen Lebenssituationen etwas Positives und Sinnvolles entstehen kann. Sie erinnert uns daran, wie wichtig es ist, an unseren Träumen festzuhalten und den Mut zu haben, neue Wege zu gehen. In einer oft hektischen und anstrengenden Welt können Tiere wie Jolly Jumper uns daran erinnern, was wirklich zählt: Mitgefühl, Ruhe und die Freude an kleinen, aber bedeutungsvollen Momenten.

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#09 Muss ich mein Pferd in Rente schicken?

In der Pferdewelt wird häufig darüber diskutiert, wann und wie ein Pferd in den Ruhestand geschickt werden sollte. In dieser Podcast-Folge von “Psycholohü” sprechen wir genau darüber und teilen persönliche Geschichten und Erfahrungen.

Ich erzähle von Julius, einem 24-jährigen Pferd, das seit zehn Jahren meine Reitbeteiligung ist. Obwohl Julius weiterhin regelmäßig geritten wird, habe ich für mich beschlossen, meine Ansprüche zurückzuschrauben und den Fokus auf entspannte und schöne gemeinsame Zeiten zu legen. Ich habe den Druck, ihn weiter zu trainieren und bestimmte Lektionen zu perfektionieren, losgelassen. Stattdessen genieße ich nun zwanglose Spaziergänge und gemeinsame Zeit ohne ständige Fortschrittsgedanken.

Carina ergänzt meine Geschichte mit ihren eigenen Erfahrungen. Sie berichtet über Elayne, ein herzkrankes Pferd, das sie vor einigen Jahren in den Ruhestand geschickt hat. Diese Entscheidung zwang Carina dazu, ihren Fokus vom Reiten auf andere Aktivitäten wie Bodenarbeit und Spaziergänge zu verlagern. Obwohl es anfangs eine Herausforderung war, eröffnete es neue Möglichkeiten und vertiefte die Bindung zwischen ihr und Elayne.

Auch jüngere Pferde, die möglicherweise nicht den Anforderungen des Reitens gerecht werden, waren Thema. Carina erzählte von Haukur, einem elfjährigen Islandpferd, das seit etwa einem Jahr bei ihr ist. Trotz intensiver Bemühungen und verschiedener Trainingsansätze konnte Haukur bislang keine Freude am Reiten entwickeln. Carina steht vor der schwierigen Entscheidung, ob sie ihn dauerhaft in den Ruhestand schicken oder weiterhin versuchen soll, eine Lösung zu finden.

Uns beiden ist wichtig, den inneren Druck loszulassen und sich darauf zu konzentrieren, eine schöne Zeit mit dem Pferd zu haben. “Rente” muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass ein Pferd gar nicht mehr geritten wird. Vielmehr kann es bedeuten, die Erwartungen zu ändern und den gemeinsamen Aktivitäten eine neue, entspanntere Richtung zu geben.

Ein wesentlicher Punkt, der aus dem Gespräch hervorging, war die Erkenntnis, dass jede Situation individuell betrachtet werden muss. Ob jung oder alt, jedes Pferd und jeder Mensch hat unterschiedliche Bedürfnisse und Möglichkeiten. Die Entscheidung, ein Pferd in den Ruhestand zu schicken, sollte immer zum Wohl des Tieres und zur Lebenssituation des Menschens passen.

Der Übergang in den Ruhestand für Pferde kann auch eine Chance sein. Es erfordert Mut und Reflexion, kann aber zu einer tieferen und erfüllenderen Beziehung zwischen Mensch und Tier führen. Letztlich geht es darum, die gemeinsame Zeit zu schätzen und das Beste daraus zu machen, unabhängig von den Erwartungen und äußerem Druck.

#08 Können Pferde durch Nachahmung lernen?

Die Frage, ob Pferde durch Nachahmung lernen können, ist ein faszinierendes und kontroverses Thema in der Welt der Pferdepsychologie. In dieser Podcastfolge diskutieren wir genau diese Frage und schauen uns auch an, was die Wissenschaft in Studien zu dieser Frage sagt.

Albert Bandura stellte dir Theorie des Modelllernens auf, die ursprünglich aus der Psychologie stammt. Diese Theorie besagt, dass Lebewesen komplexe Handlungen durch bloßes Beobachten erlernen können. Ein bekanntes Experiment, das diese Theorie stützt, ist das Bobo Doll Experiment. Aber wie sieht es bei Pferden aus? Können sie ebenfalls durch Nachahmung von Artgenossen oder Menschen lernen?

Eine interessante Studie von Krüger und Kollegen aus dem Jahr 2013 untersuchte genau das. In diesem Experiment wurde eine Kiste mit einer Schublade aufgestellt, die Futter enthielt. Um an das Futter zu gelangen, mussten die Pferde ein Seil ins Maul nehmen und daran ziehen. Einige Pferde wurden dabei beobachtet, wie andere Pferde diese Handlung ausführten. Das Ergebnis war signifikant: Von den Pferden, die beobachtet hatten, schafften es deutlich mehr, die Schublade zu öffnen, als von den Pferden, die keine Demonstration gesehen hatten.

Eine weitere Studie von Schütz und Kollegen aus dem Jahr 2016 baute auf dieser ersten Studie auf. Dieses Mal durften die Pferde einem Menschen – ihrem Besitzer – beim Öffnen der Kiste zuschauen. Über einen Zeitraum von ein bis zwei Wochen wurde den Pferden täglich mehrfach gezeigt, wie die Kiste zu öffnen war. Auch hier zeigte sich, dass die Mehrheit der Pferde, die die Demonstrationen gesehen hatten, erfolgreicher war als die Kontrollgruppe.

Diese Studien liefern Hinweise darauf, dass Pferde tatsächlich durch Nachahmung lernen können – sowohl von anderen Pferden als auch von Menschen. Besonders junge und rangniedrige Pferde scheinen dabei besonders lernfähig zu sein. Dennoch bleibt die Frage, ob es sich um echtes Modelllernen oder um andere Lernmechanismen wie positive Verstärkung handelt, weiterhin offen.

In der Praxis könnte dieses Wissen jedoch von großem Nutzen sein. Ein Beispiel aus dem Alltag ist das Verladen von Pferden. Oft wird empfohlen, ein erfahrenes Pferd als Vorbild zu nehmen, um einem unsicheren Pferd das Einsteigen in den Anhänger zu erleichtern. Auch im täglichen Training, etwa bei der Bodenarbeit, könnte das Nachahmungslernen eine Rolle spielen.

Das Thema weiterhin kontrovers und komplex. Mehr Forschung ist nötig, um endgültige Antworten zu liefern. Doch die bisherigen Erkenntnisse sind vielversprechend und könnten helfen, unsere Arbeit und den Umgang mit Pferden zu verbessern.

Die genannten Studien aus der Folge:

Bandura, A., Ross, D., Ross, S. A. (1961). Transmission of aggressions through imitation of aggressive models. Journal of Abnormal and Social Psychology, 63 (3), 575-582. https://doi.org/10.1037/h0045925
Krueger,K., Farmer, K., Heinze, J. (2013). The effects of age, rank and neophobia on social learning in horses. Animal cognition. 17. DOI 10.1007/s10071-013-0696-x
Schuetz, A., Farmer, K., Krueger, K. (2016). Social learning across species: horses (Equus caballus) learn from humans by observation. Animal cognition. 20. DOI 10.1007/s10071-016-1060-8

Weiterführende / Erwähnte Literatur:

Rørvangm M. V., Christensen, J. W., Ladewig, J., McLean, A. (2018). Social Learning in Horses – Fact or Fiction?. Frontiers in Veterinary Science. 5. DOI:10.3389/fvets.2018.00212

YouTube Links:
Bobo Doll Experiment: https://www.youtube.com/watch?v=eqNaLerMNOE