#20 Erfolgreich Verladen

In dieser Folge von Psycholohü sprechen wir über ein sehr wichtiges Thema: Verladetraining bei Pferden und die damit verbundenen Herausforderungen und Stressfaktoren.

Wir haben uns mit aktuellen Studien und Übersichtsarbeiten auseinandergesetzt, die die Gesundheit, das Wohlbefinden und das Verhalten von Pferden beim Verladen und Transportieren untersuchen. Dabei wird deutlich, dass viele Pferde beim Verladen und Transportieren unter Stress leiden. Dieser Stress zeigt sich unter anderem durch einen erhöhten Puls, gesteigerte Cortisol-Spiegel und veränderte Verhaltensmuster. Besonders die Bewegung des Anhängers, der Geräuschpegel und die Vorgehensweise beim Verladen tragen erheblich zu diesem Stress bei.

Denn: Verladetraining wir oft unter hohem Druck durchgeführt, was zusätzlichen Stress für die Pferde bedeutet. Die Studien zeigen, dass Pferde, die durch positive Verstärkung trainiert werden, weniger Stresssymptome aufweisen und schneller lernen, auf den Anhänger zu gehen. Viel häufiger beobachtet man in der Praxis jedoch Druck und negative Verstärkung, sowie den Einsatz von Longen oder gar Besen. Wichtig und effektiver ist jedoch regelmäßiges und ruhiges Training, um den Pferden die Angst und den Stress vor dem Verladen zu nehmen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Erwartungsmanagement der Menschen. Oft wird erwartet, dass das Pferd sofort auf den Anhänger geht, was zusätzlichen Druck und Stress erzeugt. Stattdessen sollte das Training in kleinen Schritten erfolgen. Es beginnt damit, dass das Pferd den Hänger nur sieht und sich ihm langsam nähert. Vorübungen wie das Gehen über verschiedene Untergründe oder durch Engstellen können das eigentliche Verladetraining erleichtern und sind essenziell für einen stressfreien Ablauf.

Carina und ich betonen zudem die Bedeutung von Ruhe und Geduld beim Verladetraining. Es kann hilfreich sein, wenn der Trainer das Pferd zunächst selbst verlädt, um den Menschen zu zeigen, dass es ohne Stress funktionieren kann. Dies nimmt den Menschen ebenfalls den Druck und hilft ihnen, ruhiger und gelassener an das Training heranzugehen. Die Sicherheit von Pferd und Mensch steht dabei immer an erster Stelle.

Wir sprechen auch über das Schließen der Stange und der Rampe beim Verladen, was besonders stressig und gefährlich für das Pferd sein kann. Es ist wichtig, auch diese Schritte zu üben. Hier kann ein Besen dann tatsächlich sinnvoll eingesetzt werden, um das Pferd an den Druck und die Bewegung der Stange zu gewöhnen, bevor es tatsächlich verladen wird.

Abschließend gibtes noch einen wertvollen Tipp aus der Studie: Das Fahren sollte nicht nur mit stressigen Ereignissen wie Turnieren oder Klinikbesuchen verbunden werden, sondern auch mit angenehmen Aktivitäten. Dadurch kann das Pferd positive Erfahrungen mit dem Verladen und Transportieren verknüpfen, was langfristig zu weniger Stress und Problemen führt.

Du möchtest das Verladen mit deinem Pferd in Ruhe üben? Dann kontaktiere mich hier!

Die genannten Studien aus der Folge:
Padalino, B. (2015). Effects of the different transport phases on equine health status, behavior, and welfare: A review. Journal of Veterinary Behavior-clinical Applications and Research. DOI:10.1016/J.JVEB.2015.02.002

#19 Neue Wege gehen

In dieser Folge von Psycholohü geht es um ein Thema, das viele Menschen beschäftigt: neue Wege gehen. Wir teilen unsere persönlichen Erfahrungen und Herausforderungen, die mit dem Betreten neuer Pfade einhergehen und zeigen anhand unserer Geschichten, wie wichtig es ist offen für Veränderungen zu bleiben.

Carina berichtet von ihrem Pferd Haukur, mit dem sie aufgrund körperlicher und psychischer Herausforderungen nicht auf klassische Weise trainiert. Stattdessen fand sie heraus, dass das Wippen ihm nicht nur Freude bereitet, sondern dass es auch seiner Gesundheit guttut. Altbewährte Methoden hinterfragen und neue Dinge ausprobieren kann helfen, um Erfolge zu erzielen!

Ich erzähle von einer Stute, die im Training völlig anders reagiert als die meisten andere Pferde. Anstatt Übungen aus der Ruhe im Stand durchzuführen, muss sie alle Aufgaben aus der Bewegung heraus angehen. Diese Erkenntnis hat meinen Trainingsansatz komplett verändert und zu tollen Fortschritten geführt. Wir stellen fest: Es gibt nicht immer den einen richtigen Weg – egal ob mit Tieren oder in anderen Lebensbereichen. Flexibilität und die Bereitschaft, Neues auszuprobieren, sind oft der Schlüssel zum Erfolg.

Ein besonders mutiger Schritt für Carina war der Umzug in ein anderes Bundesland, um ihren Pferden eine bessere Haltung bieten zu können. Diese Entscheidung entstand durch die gesundheitlichen Probleme ihrer Stute Elayne. Trotz vieler Hürden hat sich dieser Schritt gelohnt. Jetzt genießt sie die Nähe zu ihren Pferden und die Möglichkeit, ihre Haltung, Fütterung und Versorgung selbst zu gestalten.

Außerdem erzähle ich davon, dass ich mich auch beruflich neu orientiert habe und neben meiner Tätigkeit als Pferdetrainerin ein zweites Standbein als virtuelle Assistentin aufbaue: So kann ich meine organisatorischen Fähigkeiten nutzen und anderen Dienstleistern helfen. Diese Flexibilität bringt ihr nicht nur beruflich, sondern auch persönlich neue Perspektiven.

Wie finde ich den Mut neue Wege auszuprobieren?

Es ist wichtig, sich nicht von Ängsten und Unsicherheiten lähmen zu lassen. Stattdessen sollte man sich die möglichen Chancen und positiven Veränderungen vor Augen führen, die ein neuer Weg mit sich bringen kann. Setze dich bewusst mit den potenziellen Risiken auseinander und wäge ab, wie realistisch diese tatsächlich sind! Wenn wir sowohl die schlimmsten als auch die besten Szenarien durchspielen, bevor wir eine Entscheidung treffen, stellt sich dabei oft heraus, dass die Risiken kleiner und die Chancen größer sind, als wir anfangs denken. Dieser Ansatz kann helfen, mutige Entscheidungen zu treffen und neue Wege zu gehen, die das Leben bereichern und positiv verändern können. Es lohnt sich neue Wege zu gehen und auf die eigenen Fähigkeiten und die Möglichkeiten, die sich bieten, zu vertrauen!

#18 Tinka Brümmel über ihre Herausforderungen mit ADHS

In dieser Folge begrüßen wir Pferdewissenschaftlerin und Pferdetrainerin Tinka Brümmel. Tinka, die aus Lübeck stammt, verbindet ihre Leidenschaft für Pferde mit einer besonderen Herausforderung: Sie lebt mit einer ADHS-Diagnose. Dieser Einblick in ihre Welt zeigt, wie sie die Liebe zu Pferden und den Umgang mit ihrer Diagnose vereint und welche Wege sie gefunden hat, um ihre beruflichen und persönlichen Ziele zu erreichen.

Tinkas Weg zu den Pferden begann klassisch in der Reitschule im Alter von fünf Jahren. Trotz ihres Talents und der Freude am Reiten erlebte sie immer wieder Phasen der Frustration. Diese Achterbahnfahrt setzte sich in ihrem Studium der Pferdewissenschaften fort, bis sie schließlich durch ihre ADHS-Diagnose eine Erklärung für ihre Erfahrungen fand. Diese Diagnose half ihr zu verstehen, warum sie bei vielen Aufgaben Schwierigkeiten hatte, sich zu konzentrieren und konstante Fortschritte zu erzielen.

Erleichterung durch die ADHS-Diagnose

Die ADHS-Diagnose brachte für Tinka eine neue Perspektive und eine große Erleichterung. Sie fand Erklärungen für ihre Selbstzweifel, dass ihre Herausforderungen nicht auf mangelndes Talent oder Intelligenz zurückzuführen waren, sondern auf die Art und Weise, wie ihr Gehirn funktioniert. Mit diesem Wissen konnte sie Strategien entwickeln, um ihren Alltag besser zu bewältigen und ihre Arbeit als Pferdetrainerin effektiver zu gestalten. Sie hat gelernt, sich nicht zu zwingen, überwältigende Aufgaben zu erledigen, sondern flexibel zu bleiben und produktive Zeitfenster zu nutzen. Gleichzeitig sprudelt sie vor Ideen und Enthusiasmus, wenn sie in ihrem Element ist.

Die Pferde helfen ihr dabei Ruhe zu finden: Während viele Aktivitäten sie überfordern, gelingt es ihr bei den Pferden, ihren Kopf zu beruhigen und sich zu fokussieren. Diese besondere Verbindung hilft ihr, trotz der Herausforderungen, die ihre ADHS mit sich bringt, ihren Beruf mit Leidenschaft und Hingabe auszuüben. Die Pferde ziehen ihre Aufmerksamkeit an und schaffen es durch ihre Anziehungskraft ihr Busy-Brain zu beruhigen. Aber auch hier hat sie ihre Strategien entwickelt, um ihren Alltag besser zu meistern. Zum Beispiel zieht sie Sonnenbrille und Kopfhörer auf, um sich vor Reizüberflutung zu schützen, oder strukturiert ihren Tag so, dass sie genug Pausen hat

Brainicap: Anderen helfen diese Strategien für sich zu entwickeln

Dafür arbeitet Tinka derzeit an einem neuen Programm namens „Brainicap“, das sich an Pferdebesitzer mit “busy und fuzzy brains” richtet. Ziel dieses Programms ist es, den Teilnehmer*innen zu helfen, der Verantwortung für ihre Pferde gerecht zu werden, ohne sich selbst zu überfordern oder zu verlieren. Es geht darum, individuelle Routinen und Strategien zu entwickeln, die den Alltag erleichtern und die Freude am Umgang mit den Pferden bewahren. Hierfür werden noch Personen gesucht, die Lust haben sich an der Testrunde zu beteiligen und im Anschluss konstruktives Feedback zu geben. Alle Infos zu Brainicap findest du hier.

Tinkas Wunsch für die Pferdewelt:

Mehr Zusammenhalt und weniger Lästerei. Sie wünscht sich, dass wir uns gegenseitig unterstützen und uns nicht gegenseitig kleinmachen. Denn nur so können wir gemeinsam Großes erreichen – für uns selbst und unsere Pferde. Es ist wichtig, nach Hilfe zu fragen und sich nicht von Rückschlägen entmutigen zu lassen. Für Tinka steht fest, dass jeder seinen eigenen Weg finden kann, um den Herausforderungen gerecht zu werden – sei es durch individuelle Anpassungen im Alltag oder durch das Finden der richtigen Unterstützung.

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#17 Selina Scheichl über ihre Pferde-Besuche im Seniorenheim

In dieser Podcastfolge erzählt uns Selina Scheichl ihre eigene berührende Geschichte: Selina, die aus Salzburg kommt, hat einen Master in Psychologie und sich später zur pferdegestützten Coachin weitergebildet. Nach einem tragischen Reitunfall und dem Verlust ihres eigenen Pferdes fand sie durch Jolly Jumper eine neue, bedeutungsvolle Aufgabe – die Arbeit mit ihrem Therapiepony in Seniorenheimen. Wie ihr das Pony und die Arbeit im Seniorenheim geholfen haben und was das ganze mit Schrödingers Katze zu tun hat, erfährst du in dieser Folge von Psycholohü.

Selina erzählt, wie sie nach dem Verlust ihres Pferdes eigentlich mit dem Reiten aufhören wollte. Doch dank der Unterstützung ihrer Stallgemeinschaft und besonders der Besitzerin von Jolly Jumper kehrte sie zu den Pferden zurück. Diese Gemeinschaft ermutigte sie, sich um das Pony zu kümmern, was schließlich dazu führte, dass sie es als Therapie-Tier in Seniorenheime brachte.

Die Entscheidung, Seniorenheime mit Jolly Jumper zu besuchen, war ein bedeutender Schritt. Obwohl Selina zunächst keine klare Vorstellung davon hatte, wie die Besuche ablaufen sollten, wusste sie, dass sie anderen die gleichen positiven Erfahrungen mit Pferden ermöglichen wollte, die ihr selbst geholfen hatten. Mit viel Eigeninitiative und Training bereitete sie Jolly Jumper auf diese besondere Aufgabe vor.

Die Besuche von Jolly Jumper in den Seniorenheimen sind ein großer Erfolg. Die Bewohner sind begeistert von dem kleinen Pony, das ihnen so viel Freude und Trost bringt. Besonders bewegend ist die Geschichte eines ehemaligen Springreiters, der nach einem Schlaganfall nicht mehr sprechen konnte, aber durch den Kontakt mit Jolly Jumper wieder aufblühte. Solche Momente zeigen eindrucksvoll, wie tief die Verbindung zwischen Mensch und Tier sein kann und welche heilende Wirkung Tiere auf uns haben können.

Selina betont, wie wichtig es ist, die Bedürfnisse der Tiere zu erkennen und zu respektieren. Jolly Jumper zeigt deutlich, wenn ihm etwas zu viel wird, und Selina achtet darauf, dass die Besuche stets im Einklang mit seinen Fähigkeiten und Bedürfnissen stehen. Diese achtsame und respektvolle Herangehensweise macht ihre Arbeit so erfolgreich und nachhaltig. So haben sie es mit ihrer Geschichte beispielsweise auch schon mehrfach ins Fernsehen geschafft.

Für die Zukunft hat Selina noch viele Pläne. Sie möchte ihre Arbeit mit Jolly Jumper weiter ausbauen, vielleicht auch in Krankenhäusern tätig werden und sogar mit anderen Tieren wie Minischweinen arbeiten. Ihr Ziel ist es, noch mehr Menschen die heilende Kraft der Tiere näherzubringen und gleichzeitig den Tieren sinnvolle Aufgaben zu geben.

Die Geschichte von Selina und Jolly Jumper zeigt, wie aus schwierigen Lebenssituationen etwas Positives und Sinnvolles entstehen kann. Sie erinnert uns daran, wie wichtig es ist, an unseren Träumen festzuhalten und den Mut zu haben, neue Wege zu gehen. In einer oft hektischen und anstrengenden Welt können Tiere wie Jolly Jumper uns daran erinnern, was wirklich zählt: Mitgefühl, Ruhe und die Freude an kleinen, aber bedeutungsvollen Momenten.

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#09 Muss ich mein Pferd in Rente schicken?

In der Pferdewelt wird häufig darüber diskutiert, wann und wie ein Pferd in den Ruhestand geschickt werden sollte. In dieser Podcast-Folge von “Psycholohü” sprechen wir genau darüber und teilen persönliche Geschichten und Erfahrungen.

Ich erzähle von Julius, einem 24-jährigen Pferd, das seit zehn Jahren meine Reitbeteiligung ist. Obwohl Julius weiterhin regelmäßig geritten wird, habe ich für mich beschlossen, meine Ansprüche zurückzuschrauben und den Fokus auf entspannte und schöne gemeinsame Zeiten zu legen. Ich habe den Druck, ihn weiter zu trainieren und bestimmte Lektionen zu perfektionieren, losgelassen. Stattdessen genieße ich nun zwanglose Spaziergänge und gemeinsame Zeit ohne ständige Fortschrittsgedanken.

Carina ergänzt meine Geschichte mit ihren eigenen Erfahrungen. Sie berichtet über Elayne, ein herzkrankes Pferd, das sie vor einigen Jahren in den Ruhestand geschickt hat. Diese Entscheidung zwang Carina dazu, ihren Fokus vom Reiten auf andere Aktivitäten wie Bodenarbeit und Spaziergänge zu verlagern. Obwohl es anfangs eine Herausforderung war, eröffnete es neue Möglichkeiten und vertiefte die Bindung zwischen ihr und Elayne.

Auch jüngere Pferde, die möglicherweise nicht den Anforderungen des Reitens gerecht werden, waren Thema. Carina erzählte von Haukur, einem elfjährigen Islandpferd, das seit etwa einem Jahr bei ihr ist. Trotz intensiver Bemühungen und verschiedener Trainingsansätze konnte Haukur bislang keine Freude am Reiten entwickeln. Carina steht vor der schwierigen Entscheidung, ob sie ihn dauerhaft in den Ruhestand schicken oder weiterhin versuchen soll, eine Lösung zu finden.

Uns beiden ist wichtig, den inneren Druck loszulassen und sich darauf zu konzentrieren, eine schöne Zeit mit dem Pferd zu haben. “Rente” muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass ein Pferd gar nicht mehr geritten wird. Vielmehr kann es bedeuten, die Erwartungen zu ändern und den gemeinsamen Aktivitäten eine neue, entspanntere Richtung zu geben.

Ein wesentlicher Punkt, der aus dem Gespräch hervorging, war die Erkenntnis, dass jede Situation individuell betrachtet werden muss. Ob jung oder alt, jedes Pferd und jeder Mensch hat unterschiedliche Bedürfnisse und Möglichkeiten. Die Entscheidung, ein Pferd in den Ruhestand zu schicken, sollte immer zum Wohl des Tieres und zur Lebenssituation des Menschens passen.

Der Übergang in den Ruhestand für Pferde kann auch eine Chance sein. Es erfordert Mut und Reflexion, kann aber zu einer tieferen und erfüllenderen Beziehung zwischen Mensch und Tier führen. Letztlich geht es darum, die gemeinsame Zeit zu schätzen und das Beste daraus zu machen, unabhängig von den Erwartungen und äußerem Druck.

#08 Können Pferde durch Nachahmung lernen?

Die Frage, ob Pferde durch Nachahmung lernen können, ist ein faszinierendes und kontroverses Thema in der Welt der Pferdepsychologie. In dieser Podcastfolge diskutieren wir genau diese Frage und schauen uns auch an, was die Wissenschaft in Studien zu dieser Frage sagt.

Albert Bandura stellte dir Theorie des Modelllernens auf, die ursprünglich aus der Psychologie stammt. Diese Theorie besagt, dass Lebewesen komplexe Handlungen durch bloßes Beobachten erlernen können. Ein bekanntes Experiment, das diese Theorie stützt, ist das Bobo Doll Experiment. Aber wie sieht es bei Pferden aus? Können sie ebenfalls durch Nachahmung von Artgenossen oder Menschen lernen?

Eine interessante Studie von Krüger und Kollegen aus dem Jahr 2013 untersuchte genau das. In diesem Experiment wurde eine Kiste mit einer Schublade aufgestellt, die Futter enthielt. Um an das Futter zu gelangen, mussten die Pferde ein Seil ins Maul nehmen und daran ziehen. Einige Pferde wurden dabei beobachtet, wie andere Pferde diese Handlung ausführten. Das Ergebnis war signifikant: Von den Pferden, die beobachtet hatten, schafften es deutlich mehr, die Schublade zu öffnen, als von den Pferden, die keine Demonstration gesehen hatten.

Eine weitere Studie von Schütz und Kollegen aus dem Jahr 2016 baute auf dieser ersten Studie auf. Dieses Mal durften die Pferde einem Menschen – ihrem Besitzer – beim Öffnen der Kiste zuschauen. Über einen Zeitraum von ein bis zwei Wochen wurde den Pferden täglich mehrfach gezeigt, wie die Kiste zu öffnen war. Auch hier zeigte sich, dass die Mehrheit der Pferde, die die Demonstrationen gesehen hatten, erfolgreicher war als die Kontrollgruppe.

Diese Studien liefern Hinweise darauf, dass Pferde tatsächlich durch Nachahmung lernen können – sowohl von anderen Pferden als auch von Menschen. Besonders junge und rangniedrige Pferde scheinen dabei besonders lernfähig zu sein. Dennoch bleibt die Frage, ob es sich um echtes Modelllernen oder um andere Lernmechanismen wie positive Verstärkung handelt, weiterhin offen.

In der Praxis könnte dieses Wissen jedoch von großem Nutzen sein. Ein Beispiel aus dem Alltag ist das Verladen von Pferden. Oft wird empfohlen, ein erfahrenes Pferd als Vorbild zu nehmen, um einem unsicheren Pferd das Einsteigen in den Anhänger zu erleichtern. Auch im täglichen Training, etwa bei der Bodenarbeit, könnte das Nachahmungslernen eine Rolle spielen.

Das Thema weiterhin kontrovers und komplex. Mehr Forschung ist nötig, um endgültige Antworten zu liefern. Doch die bisherigen Erkenntnisse sind vielversprechend und könnten helfen, unsere Arbeit und den Umgang mit Pferden zu verbessern.

Die genannten Studien aus der Folge:

Bandura, A., Ross, D., Ross, S. A. (1961). Transmission of aggressions through imitation of aggressive models. Journal of Abnormal and Social Psychology, 63 (3), 575-582. https://doi.org/10.1037/h0045925
Krueger,K., Farmer, K., Heinze, J. (2013). The effects of age, rank and neophobia on social learning in horses. Animal cognition. 17. DOI 10.1007/s10071-013-0696-x
Schuetz, A., Farmer, K., Krueger, K. (2016). Social learning across species: horses (Equus caballus) learn from humans by observation. Animal cognition. 20. DOI 10.1007/s10071-016-1060-8

Weiterführende / Erwähnte Literatur:

Rørvangm M. V., Christensen, J. W., Ladewig, J., McLean, A. (2018). Social Learning in Horses – Fact or Fiction?. Frontiers in Veterinary Science. 5. DOI:10.3389/fvets.2018.00212

YouTube Links:
Bobo Doll Experiment: https://www.youtube.com/watch?v=eqNaLerMNOE

#07 Julia Siegel über ihr Pferdeverhaltenszentrum

In der heutigen Folge unseres Podcasts haben wir eine beeindruckende Geschichte über Leidenschaft, Hingabe und Durchhaltevermögen gehört. Wir haben mit Julia Siegel gesprochen, einer jungen Frau, die nicht nur neun eigene Pferde besitzt, sondern auch ein Ausbildungs- und Gesundheitszentrum für Pferde und Menschen betreibt. Julias Weg mit ihren Pferden ist geprägt von vielen Herausforderungen, aber auch von bemerkenswerten Erfolgen.

Julia ist Besitzerin von neun ganz unterschiedlichen Pferden, von ihrer Hannoveranerstute Diva, über Freiberger, ein Paint Horse bishin zu mehreren Shetland Ponys. Gemeinsam mit ihrem Team baute sie in der Nähe von Hamburg einen eigenen Hof, der als Ausbildungs- und Gesundheitszentrum dient. Julias Reise begann früh, mit sechs Jahren, als sie das Reiten in einer Reitschule lernte. Ihre Leidenschaft für Pferde führte sie durch verschiedene Stationen, darunter eine bedeutende Zeit in Kanada, wo sie ebenfalls mit Pferden arbeitete.

Besonders eindrucksvoll ist die Beziehung zwischen Julia und ihrer Hannoveraner Stute Diva. Denn Diva, die Julia vierjährig kaufte, stellte sie vor zahlreiche Herausforderungen. Das Pferd war schwer zu handhaben und reagierte oft unvorhersehbar. Nach einem jahrelangen Tierarztmarathon und vielen Rückschlägen wurde bei Diva schließlich PSSM2 (jetzt MIM) diagnostiziert, eine genetische Muskelerkrankung. Diese Diagnose war ein Wendepunkt, der Julia endlich Antworten und Hoffnung brachte. Heute geht es Diva dank gezielter Maßnahmen deutlich besser.

Doch nicht nur Diva hat besondere Bedürfnisse. Andere Pferde auf dem Hof leiden unter verschiedenen Krankheiten wie Asthma, Magengeschwüren, Zahnproblemen und Kissing Spines. Julia und ihr Team haben es sich zur Aufgabe gemacht, für jedes Pferd individuelle Lösungen zu finden. Sie haben unter anderem eine Solekammer, einen Inhalator und eine Pferdewaage angeschafft, um den Pferden bestmöglich zu helfen. Trotz der vielen gesundheitlichen Herausforderungen geht es allen Pferden derzeit gut, was Julias unermüdlicher Fürsorge und ihrem Engagement zu verdanken ist.

Die Verantwortung, die Julia trägt, ist enorm. Neben ihren eigenen Pferden kümmert sie sich um die Einsteller auf ihrem Hof und hat zusätzlich ein Team von Mitarbeitern. Diese Verantwortung ist manchmal überwältigend, doch Julia hat ein starkes Netzwerk an Unterstützern. Ihr Vater und ihr Team stehen ihr zur Seite und teilen die Last der täglichen Aufgaben. Dieses Netzwerk ermöglicht es Julia, trotz aller Belastungen positiv zu bleiben und ihre Vision weiter zu verfolgen.

Julia geht offen mit ihren eigenen Ängsten und Sorgen um: Sie spricht über die emotionalen Belastungen und den Stress, den die Pflege ihrer Pferde mit sich bringt. Dennoch bleibt sie optimistisch und lösungsorientiert. Sie hat gelernt, sich Hilfe zu suchen und auf ihr Bauchgefühl zu vertrauen. Diese Einstellung möchte sie auch anderen Pferdebesitzern vermitteln: Vertrauen in sich selbst und in die eigenen Fähigkeiten zu haben, um die Herausforderungen des Lebens zu meistern.

Julias Geschichte zeigt, dass es möglich ist, aus widrigen Umständen etwas Positives zu schaffen. Ihr Hof ist ein Ort, an dem Pferde und Menschen gleichermaßen profitieren. Durch ihre Arbeit und ihre Offenheit inspiriert Julia andere, niemals aufzugeben und stets nach Lösungen zu suchen. Ihre Reise ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie Hingabe und Leidenschaft zu Erfolg und Zufriedenheit führen können.

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#06 Verantwortung mit Pferden

In der Welt der Pferdehaltung und des Pferdetrainings spielt das Thema Verantwortung eine zentrale Rolle. Dieser Aspekt kann sowohl erfüllend als auch belastend sein und erfordert ein hohes Maß an Engagement und Wissen. In dieser Podcastfolge geben wir ehrliche Einblicke in die verschiedenen Facetten der Verantwortung, die von Pferdebesitzer*innen, Reitbeteiligungen und Trainer*innen getragen wird.

Es ist wichtig, sich der eigenen Verpflichtungen bewusst zu sein. Jeder Mensch, der ein Pferd besitzt oder mit Pferden arbeitet, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er nicht nur für das Wohlergehen des Tieres verantwortlich ist, sondern auch für die eigene physische und psychische Gesundheit. Diese hohe Verantwortung kann oft zu einem Balanceakt werden, der nicht immer leicht zu meistern ist und nicht jeder Person bewusst ist.

Unsere persönlichen Erfahrungen

Carina teilt ihre persönlichen Erfahrungen als junge Pferdebesitzerin. Sie reflektiert über die Herausforderungen und den Druck, den sie empfand, als sie mit 13 Jahren ihr erstes eigenes Pferd bekam. Diese frühen Erfahrungen haben ihr Verantwortungsbewusstsein geprägt und ihr gezeigt, wie wichtig es ist, sich kontinuierlich weiterzubilden und Hilfe zu suchen, wenn man an seine Grenzen stößt. Zeitgleich kann niemand alles wissen und es in Ordnung ist, sich Unterstützung zu holen!

Ich hingegen spreche über die Verantwortung als Reitbeteiligung und die Herausforderungen, die damit einhergehen. So berichte ich von den unterschiedlichen Erwartungen und Bedürfnissen, die sowohl Pferdebesitzer als auch Reitbeteiligungen haben können. Die Schwierigkeit besteht oft darin, eine Balance zu finden zwischen dem, was man für das Pferd tun möchte, und den realistischen Möglichkeiten, die einem zur Verfügung stehen. Auch hier ist die Kommunikation und das gegenseitige Verständnis zwischen den Beteiligten von großer Bedeutung.

Als Trainerinnen gibt es für uns noch eine weitere Ebene der Verantwortung: Umso wichtiger ist es, die eigenen Grenzen zu kennen. Denn in dieser Position muss man nicht nur technische Fähigkeiten vermitteln unf in der Lage sein, komplexe Zusammenhänge verständlich zu erklären, sondern es ist unerlässlich, zugeben zu können, wenn man etwas nicht weiß und dementsprechend bereit sein, sich selbst weiterzubilden.

Wenn Verantwortung zur Belastung wird

Bei all dieser Verantwortung ist es wichtig, sich um sich selbst zu kümmern. In einer Welt, in der die Verantwortung für ein Lebewesen eine immense Belastung darstellen kann, ist es essenziell, dass Pferdebesitzer und Trainer auch auf ihre eigene Gesundheit achten. Nur wer sich selbst gut um sich kümmert, kann langfristig auch für andere da sein. Dieses Gleichgewicht zu finden, ist eine ständige Herausforderung, aber auch eine, die es wert ist, gemeistert zu werden.

In der nächsten Podcastfolge tauchen wir noch tiefer in das Thema Verantwortung ein, insbesondere im Zusammenhang mit kranken Pferden. Mit unserem Gast Julia sprechen wir über die zusätzlichen Belastungen, die mit der Pflege und Betreuung von kranken Pferden einhergehen.

Dieser Einblick in die Welt der Pferdehaltung und des Pferdetrainings zeigt, wie vielschichtig und herausfordernd das Thema Verantwortung ist. Es erfordert ein hohes Maß an Reflexion, Wissen und Selbstfürsorge, um dieser Aufgabe gerecht zu werden. Und trotzdem sind so viele Menschen bereit, diese Verantwortung zu tragen, da die Verbindungen zu den Pferden für sie so bedeutsam sind.

#04 Mit Sarah Töws zur Bewegungsharmonie

In dieser Folge des Podcasts begrüßen wir unseren ersten Gast: Sarah, die Gründerin von „Bewegungsharmonie für Mensch und Pferd“. Sarah bringt eine beeindruckende Mischung aus Fachwissen und Leidenschaft für Pferde mit und setzt sich dafür ein, das Reittraining sowohl pferdegerecht als auch biomechanisch korrekt zu gestalten. Ihre Arbeit basiert darauf, die natürliche Schiefe von Reiter und Pferd zu analysieren und durch ganzheitliche Techniken in eine harmonische Bewegung zu überführen.

Sarahs Weg zu ihrer Berufung war von Anfang an von Pferden geprägt. Schon als Kind verbrachte sie viel Zeit in einem Reitstall und begann früh mit Voltigieren und Reiten. Ihre Liebe zu Pferden entwickelte sich stetig weiter, bis sie mit 13 Jahren ihr eigenes Pferd bekam. Doch es war ein langer Weg, bis sie herausfand, wie sie Pferden am besten helfen konnte. Ihre Reise führte sie zunächst in die Humanphysiotherapie und schließlich zur Hippotherapie und Pferdeosteopathie. Durch zahlreiche Aus- und Weiterbildungen erweiterte sie ihr Wissen und ihre Fähigkeiten immer weiter.

Der Hauptfokus in Sarahs Arbeit ist die Sitzschulung. Sie betont die Bedeutung eines ausbalancierten und losgelassenen Sitzes, um die Bewegung des Pferdes optimal zu unterstützen. Dabei geht es nicht nur um die körperliche Ebene, sondern auch um das Bewusstsein des Reiters für seinen Einfluss auf das Pferd. Sarah erklärt, dass der Sitz nicht statisch betrachtet werden sollte, sondern dass es wichtig ist, die natürliche Schiefe von Reiter und Pferd zu berücksichtigen und zu korrigieren.

Sarahs Sitzschulungen finden nicht an der Longe, sondern frei statt. Sie möchte, dass der Reiter die Korrekturen, die er lernt, auch im Alltag umsetzen kann. Während der Schulungen analysiert sie das Gangbild von Reiter und Pferd und gibt gezielte Hinweise zur Verbesserung. Dabei arbeitet sie auch gerne mit inneren Bildern, um dem Reiter ein besseres Körpergefühl zu vermitteln. Ein Beispiel dafür ist das Bild eines Wasserfalls, der aus der Leiste entspringt und das Bein hinunterfließt, um das Bein schwerer und stabiler zu machen.

Die mentale Losgelassenheit spielt ebenfalls eine große Rolle. Sarah betont, dass Pferde sehr sensibel auf die psychische Verfassung ihres Reiters reagieren. Ein voller Kopf und Stress können sich negativ auf die Balance und die Kommunikation zwischen Reiter und Pferd auswirken. Übungen zum Bewusstsein und zur Entspannung können helfen, diese mentale Last zu reduzieren und die Harmonie zu fördern.

Sarah bietet verschiedene Programme an, um Reiter und Pferd langfristig zu begleiten. Ein Beispiel ist ihr „Kombi-Paket“, das über drei Monate läuft und sowohl Behandlungen für Reiter und Pferd als auch Sitzschulungen und Reittraining umfasst. Ihr Ziel ist es, eine nachhaltige Bewegungsharmonie zu schaffen und die Synchronität zwischen Reiter und Pferd zu verbessern.

Am Ende des Podcasts gibt Sarah einen wertvollen Ratschlag für alle Pferdemenschen: „Setzt eure Gesundheit an erste Priorität.“ Nur wenn es dem Reiter gut geht, kann auch das Pferd optimal unterstützt werden. Diese Weisheit erinnert an die Anweisung im Flugzeug, sich zuerst selbst die Sauerstoffmaske aufzusetzen, bevor man anderen hilft. Ein gesundes und harmonisches Miteinander von Mensch und Pferd erfordert Achtsamkeit und Selbstfürsorge – eine Botschaft, die weit über die Reiterwelt hinausgeht!

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#03 Können Pferde Menschen lesen?

“Mein Pferd ist mein Therapeut” liest man gerne auf T-Shirts. Aber wie gut sind Pferde wirklich darin, menschliche Emotionen zu erkennen? Das hat sich auch die Forschung bereits gefragt. Deswegen erzählen wir euch in dieser Folge ein wenig über die Studienlage und unsere eigenen Erfahrungen dazu, wie gut Pferde unsere Emotionen verstehen und lesen können.

Eine Studie zu diesem Thema, die 2016 veröffentlicht wurde, trägt den Titel „Functionally Relevant Responses to Human Facial Expressions of Emotion in the Domestic Horses“. Ziel der Untersuchung war es herauszufinden, ob Pferde spontan auf verschiedene menschliche Gesichtsausdrücke – positive und negative – unterschiedlich reagieren. Dazu wurden den Pferden standardisierte Fotos von fröhlichen und wütenden Männern gezeigt. Diese Fotos wurden den Pferden in verschiedenen Abständen präsentiert, und die Reaktionen der Tiere wurden hinsichtlich Blickrichtung und Herzfrequenz aufgezeichnet.

Ein interessantes Ergebnis der Studie war die sogenannte Lateralisierung. Dabei handelt es sich um die Tatsache, dass das linke Auge eines Pferdes mit der rechten Gehirnhälfte verbunden ist, die für die Verarbeitung negativer Reize zuständig ist. Die Studie zeigte, dass Pferde negative Emotionen häufiger mit dem linken Auge betrachten. Dies bedeutet, dass sie sich bewusst so positionieren, dass sie bedrohliche oder unangenehme Reize mit dem linken Auge wahrnehmen. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass die Herzfrequenz der Pferde bei negativen Gesichtsausdrücken schneller anstieg als bei positiven.

Warum ist das eine wichtige Erkenntnis für den Alltag mit unseren Pferden?

Pferdebesitzer*innen und -trainer*innen können diese Informationen nutzen, um das Verhalten ihrer Tiere besser zu verstehen und darauf einzugehen. Zum Beispiel kann es hilfreich sein, zu wissen, dass Pferde generell sensibler auf negative Emotionen reagieren und diese über das linke Auge wahrnehmen. Dieses Wissen kann dazu beitragen, die Kommunikation und das Training mit den Tieren zu verbessern.

Neben Gesichtsausdrückne reagieren Pferde natürlich auch auf andere nonverbale Signale wie Körperhaltung und Geruch, außerderhalb des Versuchsaufbaus lässt sich das also gar nicht so klar trennen. Emotionen, die wir Menschen möglicherweise unterdrücken oder nicht bewusst wahrnehmen, können von Pferden dennoch erkannt werden. Das zeigt, wie wichtig es ist, sich seiner eigenen Emotionen beim Umgang mit Pferden bewusst zu sein und diese gegebenenfalls zu regulieren.

Carina erinnert sich an eine Situation, als sie mit ihrem Pferd spazieren war. Auf dem Weg begegneten sie einem Hund und seinem Besitzer, das macht ihm auch normalerweise keine Angst. Aber tatsächlich war das eine Situation, in der das Pferd dann doch noch mal geguckt hat. Dort konnte sie sehr deutlich diese Lateralisierung sehen, denn das Pferd hat sich immer bewusst so gedreht, dass es den Hund und den Spaziergänger wirklich mit dem linken Auge betrachten konnte.

Auch ich habe eine ähnliche Erfahrung gemacht. In dieser war es kein bewusstes Hindrehen, aber auch bei mir ging es um einen Spaziergang, wir sind am Anfang und am Ende an dem gleichen Mähdrescher vorbei gegangen. Am Anfang war der Mähdrescher rechts von uns und das hat die Stute eigentlich gar nicht interessiert. Sie hat ein bisschen natürlich geguckt, aber das war soweit gar kein Thema. Da sind wir relativ entspannt vorbeigegangen und auf dem Rückweg sind wir den gleichen Weg zurückgegangen und der Mähdrescher, das Feld, war dementsprechend auf der linken Seite und sie hat ganz anders reagiert. Sie war deutlich angespannter, deutlich nervöser wegen des Mähdreschers, obwohl sie den vorher bereits gesehen hat und das auf dem Hinweg überhaupt kein Thema war, sie vorher sogar näher dran war. Als wir auf dem Rückweg waren, war der Mähdrescher weiter weg, aber er war eben links und das war tatsächlich eine völlig andere Bewertung der Situation von ihrer Seite aus.

Beobachte also doch dein Pferd mal im Alltag, ob dir Unterschiede in der Lateralisierung auffallen! Die Fähigkeit der Pferde, menschliche Emotionen zu erkennen und darauf zu reagieren, ist eine faszinierende und wertvolle Eigenschaft. Durch diese tiefe Verbindung zwischen Mensch und Tier bieten sich vielfältige Möglichkeiten für eine noch harmonischere und effektivere Zusammenarbeit. Die im Podcast vorgestellte Studie liefert dabei wichtige wissenschaftliche Grundlagen, die sowohl in der Forschung als auch im praktischen Umgang mit Pferden von großem Nutzen sind.

Quellen:

Smith, Amy & Proops, Leanne & Grounds, Kate & Wathan, Jen & McComb, Karen. (2016). Functionally relevant responses to human facial expressions of emotion in the domestic horse (Equus caballus). Biology Letters. 12. 10.1098/rsbl.2015.0907.

https://royalsocietypublishing.org/doi/10.1098/rsbl.2015.0907

Markies, Katrina & Sudarenko, Juliia & Hodder, Abigail J. (2022). Can ponies (Equus Caballus) distinguish human facial expressions? Animals 2022, 12(18), 2331; https://doi.org/10.3390/ani12182331

https://www.mdpi.com/2076-2615/12/18/2331

Trösch M, Cuzol F, Parias C, Calandreau L, Nowak R, Lansade L. Horses Categorize Human Emotions Cross-Modally Based on Facial Expression and Non-Verbal Vocalizations. Animals (Basel). 2019 Oct 24;9(11):862. doi: 10.3390/ani9110862. PMID: 31653088; PMCID: PMC6912773.

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6912773/#:~:text=%5B36%5D%2C%20horses%20responded%20more,seen%20%5B46%2C47%5D.