#32 Vermenschlichen wir unsere Pferde zu sehr?

Vermenschlichen wir unsere Pferde zu sehr? Das ist die Frage, der wir uns in dieser Folge stellen: Von persönlichen Erfahrungen übder die aktuelle Studienlage, wir diskutieren, welche Vor- und Nachteile es hat, wenn wir unsere Pferde vermenschlichen.

Warum wir Pferde vermenschlichen

Vermenschlichung oder auch Anthropomorphismus, ist völlig natürlich. Wir neigen dazu, anderen Lebewesen menschliche Eigenschaften zuzuschreiben, um sie besser zu verstehen. Das kann ein Ausdruck von Empathie sein. Wir sprechen mit unseren Pferden, als wären sie menschliche Gesprächspartner und interpretieren ihr Verhalten oft durch eine menschliche Brille. Das klingt erst mal harmlos, kann jedoch zu Missverständnissen führen, wenn wir nicht erkennen, dass Pferde eine ganz andere Wahrnehmung und Bedürfnisse haben als wir. Auf der einen Seite hilft es, Pferde als Individuen wahrzunehmen und ihre emotionalen Bedürfnisse ernst zu nehmen. Das ist ein großer Fortschritt im Vergleich zu früheren Zeiten, als Pferde oft nur als Nutztiere betrachtet wurden. Auf der anderen Seite kann eine zu starke Vermenschlichung dazu führen, dass wir ihre natürlichen Bedürfnisse übersehen – sei es in der Haltung, der Fütterung oder im Training.

Wie erkenne ich die Bedürfnisse meines Pferde?

Ich habe einen Kurs gestaltet, der sich rund um die Themen Bodenarbeit, Pferdekommunikation und Lernverhalten dreht. Ein wichtiger Bestandteil ist dabei ein Theorieblock, in dem besprochen wird, welche Bedürfnisse Pferde haben und wie man diese erfüllen kann. Anschließend wird das Gelernte in der Praxis umgesetzt. Wir nutzen Übungen ohne Pferd, um ein besseres Verständnis für’s Pferd zu entwickeln. Diese Übungen führen oft zu Aha-Momenten, die später in der Arbeit mit dem eigenen Pferd weiter vertieft werden.

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Video der Animation von Heider und Simmel (1944): https://www.youtube.com/watch?v=VTNmLt7QX8E

Quellen:

Dalla Costa, E.; Minero, M.; Lebelt, D.; Stucke, D.; Canali, E.; Leach, M. C. (2014). Development of the Horse Grimace Scale (HGS) as a Pain Assessment Tool in Horses Undergoing Routine Castration. PLOS One. 9 (3). https://www.researchgate.net/publication/260950013_Development_of_the_Horse_Grimace_Scale_HGS_as_a_Pain_Assessment_Tool_in_Horses_Undergoing_Routine_Castration
Gille, C.; Holschen-Taubner, S.; Spiller, A. (2011). Neue Reitsportmotive jenseits des klassischen Turniersports. Sportwissenschaft. 41 (1). 34 – 43. https://www.researchgate.net/publication/225152449_Neue_Reitsportmotive_jenseits_des_klassischen_Turniersports
Heider, F.; Simmel, M. (1944). An experimental study of apparent behavior. American Journal of Psychology. 57. 243 – 259. https://www.jstor.org/stable/1416950?origin=crossref
Karlsson, F. (2012). Critical Anthropomorphism and Animal Ethics. Journal of Agricultural and Environmental Ethics. 25. 707 – 720. https://link.springer.com/article/10.1007/s10806-011-9349-8
Mota-Rojas, D.; Mariti, C.; Zdeinert, A.; Riggio, G.; Mora-Medina, P.; del Mar Reyes, A.; Gazzano, A.; Domínguez-Oliva, A.; Lezama-García, K.; José-Pérez, N.; Hernández-Ávalos, I. (2021). Anthropomorphism and Its Adverse Effects on the Distress and Welfare of Companion Animals. Animals. 11(11). https://doi.org/10.3390/ani11113263 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34827996/